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Schwan, Heribert
Steininger, Rolf

2022

Das Buch als PDF
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Inhalt

Fünf Jahre nach dem Tod Helmut Kohls am 16. Juni 2017 und 40 Jahre nach Beginn seiner Kanzlerschaft am 1. Oktober 1982 legen dessen Biographen Heribert Schwan und Rolf Steininger ein ungewöhnliches Buch vor: 36 Interviews mit Zeitzeugen aus dem In- und Ausland, die jene 16 Jahre der Kohl-Ära hautnah miterlebten und maßgeblich mitgestalteten. Diese Interviews, die in den Jahren 2007 und 2008 im Zusammenhang mit der von den Herausgebern produzierten mehrteiligen WDR-Fernsehdokumentation „Bonner Republik“ entstanden, vermitteln ein einzigartiges Bild vom Kanzler der Einheit und Ehrenbürger Europas. Sie werden hier ungekürzt abgedruckt:

Kurt Biedenkopf, Norbert Blüm, Eberhard Diepgen, Klaus von Dohnanyi, Joachim Gauck, Heiner Geißler, Hans-Dietrich Genscher, Michail S. Gorbatschow, Roman Herzog, Hans-Ulrich Klose, Lothar de Maizière, Friedrich Nowottny, Günter Schabowski, Wolfgang Schäuble, Richard Schröder, Rudolf Seiters, Lothar Späth, Rita Süssmuth, Richard von Weizsäcker, Theo Waigel (u. a.).

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Schwan, Heribert

2019

Spione im Zentrum der Macht. Wie die Stasi alle Regierungen seit Adenauer bespitzelt hat

Inhalt

30 Jahre nach dem Mauerfall ein neuer, überraschender Blick auf die Bonner Republik: Wie die Stasi systematisch die Machtzentralen der BRD unterwanderte.

Bestsellerautor und Historiker Heribert Schwan auf den Spuren der Stasi-Spitzel

Günter Guillaume kam Willy Brandt ganz nah. Als der DDR-Agent 1974 enttarnt wurde, trat der Kanzler zurück – die größte Spionageaffäre der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte veränderte die Bundesrepublik über Nacht. Doch Guillaume war nur die Spitze des Eisbergs. Es gab Tausende von Stasi-Spitzel, die aus dem »Operationsgebiet« BRD berichteten. Heribert Schwan hat über 80.000 Blatt Stasi-Akten gesichtet, um die Ausmaße der DDR-Spionage im Westen aus ungewohntem Blick zu dokumentieren. Er zeigt, wie die Stasi das gesamte Bonner Führungspersonal ins Visier nahm, darunter die Kanzler, von Adenauer bis Kohl.

Doch mehr noch, das MfS streute auch aktiv Fehlinformationen, um die BRD-Regierungen und führende Persönlichkeiten zu diffamieren. Schwan gibt detaillierten Einblick in die Strategien, Pläne und Tricks der selbst ernannten »Kundschafter des Friedens« und erklärt, wie das Agentennetz funktionierte.»Spione im Zentrum der Macht« ist ein Aufklärungswerk, das die 40 Jahre, in den es zwei deutsche Staaten gab, beklemmend genau beleuchtet. Es führt dem Leser vor Augen, wie weit die Macht der Stasi im Westen reichte und wie durchtrieben die Methoden der DDR-Auslandsspionage waren.

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Schwan, Heribert / Fels, Ulrich

2017

THE MUBEA WAY 1916–2016

Inhalt

Der Schwan und seine Federn – Anmerkungen zu einem Mammutprojekt

Hat er, der Umtriebige, der bekennende Verächter des Stillstands, der Freund der monumentalen Erzählung, sich in den Jahren seit seiner Pensionierung tatsächlich nur mit Kanzler Kohl oder den Kölner Kickern befasst? Die bislang rudimentäre Homepage mit den drei Warhol-bunten Köpfen legt den voreiligen Schluss in der Tat nahe. Doch weit gefehlt! Der Webmaster sieht sich darum zum Eingreifen genötigt.

Kurzum: Heribert Schwan hat in den zurückliegenden fünf Jahren klammheimlich Geschichte geschrieben, im wahrsten Sinne des Worts. Als studierter Historiker, der zugleich Journalist ist, ließ er sich auf ein entlegenes Feld seines Metiers entführen. “Meine Interessen sind weit gefächert”, erklärt Schwan auf Nachfrage, “aber dass ich mich einmal mit Pufferfedern, Hals- und Deckeldrahtringen, mit Bördelmaschinen und Betoneisenbiegern befassen würde, hätte ich kategorisch ausgeschlossen, bis mich Thomas Muhr, der persönlich haftende Gesellschafter von Mubea, des Weltkonzerns aus Attendorn, für die Idee zu begeistern begann, die Geschichte seines gewaltigen, global verzweigten Familienkonzerns zu erforschen.”

Der Auftrag hatte es in sich: 100 Jahre Muhr und Bender auf – sage und schreibe – rund 1000 Seiten! Am Anfang: ein Hund, der vielleicht auch den Blasebalg des Kettenschmieds Jodokus Muhr antrieb – am Ende: die hochtechnisierten Fabrikationsstraßen eines der wichtigsten Automobil-Zulieferers auf dem Erdball. Dieser Herausforderung, auf die Thomas Muhr den begeisterten Geschichtsforscher einschwor, konnte sich Schwan nicht entziehen, zumal es, wie sich bald herausstellen sollte, keineswegs nur eine Historie von technologischen Errungenschaften zu ergründen galt. Nein, 100 Jahre Mubea, das ist ein Kapitel Zeit- und Wirtschaftsgeschichte, strahlende Erfolgschronik und abgründige Familiensaga zugleich: Dallas und Denver an der Bigge!

Schwans Arbeitsbedingungen waren beispielhaft. Alle Archive, alle Akten und Korrespondenzen, sogar die persönlichen Tagebuch-Eintragungen des langjährigen spiritus rector des Unternehmens, Karl-Heinz Muhr, des “Doktors”, wie er mit Ehrfurcht genannt wurde, standen zur Verfügung. Die Karten auf den Tisch, hieß die Devise, jedenfalls bei der Recherche. 166 Zeitzeugen, vom CEO bis zum Monteur, gaben bereitwillig Auskunft.

So ließ sich in Kärrnerarbeit der vielfach verschlungene „Mubea-Way“, der im August 1916 mit der Gründung einer kleinen Federnfabrik mit einer winzigen Halle von gerade einmal 100 Quadratmetern seinen Ausgang nahm, bis in die Gegenwart nachzeichnen. Er führt steil nach oben – und doch durch Höhen und Tiefen. Darum ist in Schwans geradezu pedantischer Chronik, die nun in gleich zwei Versionen vorliegt, nicht nur von immer neuen Rekordmarken die Rede, sondern – jedenfalls in der Langfassung – auch von Paulina und Sergej, von Magdalena und Olga, von Iwan und Vera. Sie mussten – wie so viele – zu Zeiten des Nationalsozialismus bei Mubea Zwangsarbeit verrichten. Diese sechs aber haben den Frondienst in Attendorn mit ihrem Leben bezahlt. “Es gibt kein Vertun”, sagt Schwan, “auch die Firma Muhr und Bender war ein verlässlich schnurrendes Rad in der Maschinerie des menschenverachtenden NS-Staats – als Zulieferer der Rüstungsindustrie sogar dessen Profiteur.”

In dem Unternehmen, dem das Interesse des Autors in den vergangenen Jahren galt, spiegelt sich das Zeitgeschehen in unterschiedlichen Facetten.

Wo immer Schwan recherchierte, überall fand er paradigmatische Geschichten: Das gilt natürlich erst recht für die Zeit des rasanten Aufstiegs, nach dem Krieg, aber vor allem seit den 80er Jahren. Das Beispiel Mubea zeigt, was intelligente, konsequente Führung bewirken kann – und was droht, wenn eben diese fehlt. Eben dafür steht der Name Karl-Heinz Muhr, der Leader der dritten Generation: Sein halbes Leben hat er gegen unerbittliche innerbetriebliche Widerstände, gegen den Stamm des Geschäftspartners Bender, gegen den Vater, gegen den eigenen Bruder ankämpfen müssen, die das Unternehmen um ein Haar in den Ruin getrieben hätten. Mit langem Atem und strategischer Weitsicht hat er sie – zum Wohle der Firma – alle bezwungen. Seine Glanzleistung, unmittelbar nach der deutschen Einheit: die Expansion des Unternehmens in die neuen Bundesländer – und bald darauf auch nach Tschechien. Dahinter verbarg sich eine große Vision, die sich auszahlen sollte.

Die Expansion, die Entwicklung zum Global Player, schritt durch wohl überlegten Zukauf von bereits vorhandenen, aber ausbaufähigen Betrieben behutsam, doch kontinuierlich voran. Dabei schien das Risiko stets überschaubar. Im Zentrum des Mubea-Netzwerks, das bald bis nach USA, Asien und Lateinamerika reichen sollte, aber stand und steht das Mutterhaus in Attendorn, dessen Charakter, nunmehr in der vierten Generation, die Stammhalter der Muhrs bestimmen.

Schwans Elfhundert-Seiten-Fassung der Unternehmens-Studie, die es in ihrer genauen Recherche und dem sprachlichen Duktus mit den Firmengeschichten der BASF, der Dresdner Bank oder dem Bertelsmann-Konzern aufnehmen kann, bleibt unter Verschluss im Tresor des Unternehmens-Archivs. Zu viele unbequeme Fakten haben der Kölner Historiker und sein Team zu Tage gefördert, die eine breite Öffentlichkeit nichts angehen.

Eine autorisierte Kurzversion mit über 400 Seiten für die 12.000 Angestellten in deutscher und englischer Sprache, ist reich bebildert. Koautor Ulrich Fels, langjähriger Mubea-Ingenieur und Personalleiter des Unternehmens, zeichnet verantwortlich für die Auswahl und Anordnung von aussagekräftigen Dokumenten und Fotos aus dem von ihm in mehrjähriger akribischer Arbeit aufgebauten Mubea-Firmenarchiv.

The Mubea Way 1916–2016 – Kurzfassung

100 Jahre Muhr und Bender – Langfassung

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Heribert Schwan, Tilman Jens

256 Seiten
€ 19,99[D] / €20, 60 [A] / sFr 28,50
ISBN 978-3-453-20077-7
Heyne Verlag
Erscheinungstermin: 8. Oktober 2014

Auch als Hörbuch erhältlich

Gesprochen von: Bodo Primus
Spieldauer: 7 Stunden und 41 Minuten

Hörprobe

Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle

Inhalt

Es geht um nichts weniger als ein historisches Vermächtnis: In 630 Stunden hat Helmut Kohl seine Lebenserinnerungen zu Protokoll gegeben. Sein Gesprächspartner: der Historiker, Journalist und Autor Heribert Schwan, den Helmut Kohl als Ghostwriter seiner Memoiren ausgewählt hatte. Drei Bände der Erinnerungen des Kanzlers sind erschienen, dann endete die Zusammenarbeit jäh. Zuletzt ist auf öffentlicher Bühne ein Kampf um die »Deutungshoheit über ein politisches Leben« (Berliner Zeitung) entbrannt: Wie ist Helmut Kohls Wirken zu verstehen? Was ist wahr, was ist verzerrt am Bild dieses Jahrhundertpolitikers? Durch wen erfahren wir, wie er dachte, taktierte, handelte?

Am besten durch den Altkanzler selbst, ungefiltert, in seinen eigenen Worten – anhand der »Kohl-Protokolle«.

Vorwort

Angetrieben von der zweiten Frau des Kanzlers der Einheit, versuchen Anwälte der Familie Kohl ein Dokument von hoher Brisanz unter Verschluss zu bekommen: die Tonbandaufzeichnungen eines monumentalen biographischen Gesprächs. Mehr als sechshundert Stunden, zusammengerechnet über fünfundzwanzig Tage Helmut Kohl nonstop. Am Ende des unfassbar langen Dialogs steht die Eigenbilanz eines einmaligen Politikerlebens: von den Anfängen in Rheinland-Pfalz über den Triumph der Einheit bis zum bitteren Parteispenden-Ende.

Ausführlicher, meinungsstärker, persönlicher hat sich Kohl niemals über Erfolge und Niederlagen, über Weggefährten, Freunde und Feinde, über seine Familie und die Fundamente seiner Politik geäußert. Zunächst als Arbeitsgrundlage der mehrbändigen Autobiographie gedacht, haben die langen Gespräche bald einen ganz eigenständigen Charakter gewonnen. Nur etwa 10 Prozent der oft sehr direkten Rede finden sich in den veröffentlichten Memoiren wieder, in denen notgedrungen so manches mit staatsmännischem Gestus zu glätten war. In den biographischen Erkundungen aber spricht der sechste Kanzler der Republik frei heraus Klartext. Das Ergebnis ist ein »Who is Who« der Zeitgeschichte, das Politiker wie Strauß oder Schäuble, wie Genscher, Geißler oder Gorbatschow auf ganz neue Weise porträtiert. Und das nicht selten überraschend, mitunter auch bitterböse.

Da werden der eigenen Partei gründlich die Leviten gelesen. Da offenbart sich – für manchen hartnäckigen Kohl-Gegner kaum fassbar – ein sinnenfroher, im Glauben rundum liberaler Katholik, ein gebildeter Mann, der unter dem ewigen Stigma der »Birne« litt wie ein getretener Hund. Da wird der Mauerfall vor fünfundzwanzig Jahren, das Ringen um die deutsche Einheit mit pointierten Worten als ökonomische Zwangsläufigkeit charakterisiert. Karl Marx hätte seine Freude an diesem Mann gehabt.

Doch den ebenso erhellenden wie über weite Strecken unterhaltsamen Protokollen, deren Qualität nicht zuletzt in ihrer direkten Wörtlichkeit liegt, droht Ungemach: Die Kanzlerfamilie lässt nichts unversucht, den bisherigen Hüter des Schatzes zur Herausgabe der Tonbänder zu zwingen, dieses kolossalen Dokuments, das sich kein zweites Mal erstellen lässt, denn Helmut Kohl, der Kanzler der Einheit, ist ein schwerkranker Mann.

Seine Frau, Maike Kohl-Richter, will sich augenscheinlich die alleinige Deutungshoheit sichern und die Gesprächsprotokolle möglicherweise für Jahrzehnte wegschließen. Diesem Ansinnen gilt es sich zu widersetzen. Auf juristischem, aber eben auch auf publizistischem Wege. Deshalb die hier vorgelegte Dokumentation, die im Teamwork entstanden ist. Wir – Heribert Schwan, der Hüter des Schatzes, der Ghostwriter der Kanzlermemoiren, der Kohl 2001 und 2002 in schier endlosen Sitzungen befragte, und der Journalist und Buchautor Tilman Jens – haben uns noch einmal durch sein monumentales Vermächtnis gekämpft: die Kohl-Protokolle. Schon während unserer langen Zusammenarbeit im WDR haben wir manche gemeinsame Schlacht geschlagen. Und der unterschiedliche Blick auf das Vermächtnis schien uns reizvoll. Der eine hat den Staatsmann, den Menschen Helmut Kohl, wie kein zweiter Journalist aus nächster Nähe erlebt. Der andere schaute von außen auf das Dokument, war fasziniert – und wunderte sich.

Auch wenn wir aus juristischen Gründen, die wir selbstverständlich akzeptieren, fürs Erste aus den Dokumenten nur recht knapp zitieren dürfen,* entsteht doch ein facettenreiches Bild dieser Jahrhundertgestalt der deutschen Politik: Helmut Kohl, ein Staatsmann in erfrischend streitbaren Selbstzeugnissen, Helmut Kohl unplugged!

Heribert Schwan
Tilman Jens
im August 2014

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München, 2011 Heyne

Leseproben als PDF

Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 10
Die Fotos aus dem Buch

Auch als Hörbuch erhältlich

Gesprochen von: Bodo Primus
Spieldauer: 10 Std. 42 Min.

Hörprobe 1
Hörprobe 2
Hörprobe 3

Die Frau an seiner Seite – Leben und Leiden der Hannelore Kohl

Inhalt

Was verbarg Hannelore Kohl hinter ihrem versteinerten Lächeln? Was hatte es mit ihrer Lichtallergie auf sich? 10 Jahre nach ihrem tragischen Tod deckt Heribert Schwan auf, wie Hannelore Kohl lebte und wie sie starb. Er stand bis 2 Tage vor ihrem Selbstmord in engem Kontakt zu Hannelore Kohl und führte seither ausführliche Gespräche mit den engsten Freundinnen und der Familie. Aus dieser Fülle an Insider-Wissen zeichnet er das einfühlsame, aber auch erschütternde Porträt einer einsamen Frau. Hannelore Kohl führte eine Ehe mit klassischer Rollenverteilung: Er machte Karriere, und sie kümmerte sich um die Kinder. Doch sein Leben als Politiker forderte mehr von ihr – ein Leben im Rampenlicht. Zögernd ließ sie sich darauf ein, doch während ihr Mann politisch immer einflussreicher wurde, versteinerte ihr Lächeln zur Maske. Heribert Schwan war der Erste, dem es gelang, Hannelore Kohl 1985 für ein Fernsehporträt zu gewinnen, das damals großes Aufsehen erregte. Seitdem stand er in regelmäßigem Kontakt mit ihr. Er erlebte aus der Nähe das ganze Drama ihrer Krankheit mit. Als sie zuletzt das Haus tagsüber nicht mehr verlassen konnte, begleitete er sie bei langen nächtlichen Waldspaziergängen. Sein kritisches Urteil über die familiäre Situation der Kohls: In 42 Ehejahren mit dem Machtmenschen Kohl wurde aus Hannelore Kohl, der Frau an seiner Seite, die Frau in seinem Schatten.

Weiterführende Links

Heyne Verlag
Spiegel-Artikel
Rezension Tagesanzeiger/Schweiz
Berliner Kurier
Berliner Morgenpost
Express
Hamburger Morgenpost
Der Tagesspiegel
Hamburger Abendblatt
Die Welt
Die Zeit
Stern
Markus Lanz/Talkshow im ZDF
WDR5 Hörfunk-Interview
3SAT-Buchtipp
Deutschlandfunk-Interview
ntv
Interview Börsenblatt
NDR
Interview: The Independent
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Deutschlandradio Kultur

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Heribert Schwan / Rolf Steiniger Mannheim 2009 Artemis und Winkler Verlag

Helmut Kohl. Virtuose der Macht

Inhalt

Es gibt viele Biografien über Helmut Kohl, aber keiner dürfte ein derart umfangreiches und aktuelles Datenmaterial zugrunde liegen wie bei dem Buch von Heribert Schwan und Rolf Steininger. Die beiden Autoren, die Kohls Karriere lange Zeit begleitet haben, waren die Letzten, die den Alt-Kanzler kurz vor seinem schweren Unfall 2008 über 16 Stunden lang interviewen konnten. Außerdem hatten sie Zugriff auf bisher unveröffentlichte Dokumente aus internationalen Archiven. Sie beschreiben kenntnisreich die Lebensleistung Helmut Kohls, analysieren ausführlich den “Virtuosen der Macht”, den Regierungsstil und das “System Kohl”. Ihr Fazit: Einer der am meisten unterschätzten Politiker der Bundesrepublik Deutschland errang mit Entschlossenheit und Fortune politische Macht, die er jahrzehntelang virtuos handhabte.

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Heribert Schwan / Rolf Steininger
Düsseldorf 2009

Artemis und Winkler Verlag

Patmos Verlag

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Mein 9. November 1989

Inhalt

Der 9. November 1989 ist wohl der glücklichste Tag der Deutschen im 20. Jahrhundert. Wie wichtige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur den Fall der Mauer erlebten, haben Heribert Schwan und Rolf Steininger in über vierzig Interviews von Hans Apel über Egon Bahr, Norbert Blüm bis hin zu Michail S. Gorbatschow, Günter Schabowski, Wolfgang Schäuble und Wolfgang Thierse festgehalten. Entstanden ist ein einmaliges Zeitzeugnis deutscher Geschichte, das alle Freuden und Ängste, Zweifel und Gewissheiten der am Einigungsprozess Beteiligten nachvollziehbar macht. Ein emotionaler und persönlicher Rückblick auf die friedliche Revolution.

Details zum Buch

Heribert Schwan / Rolf Steininger
Berlin 2009

Propyläen Verlag

Leseprobe PDF

Bonner Republik 1949–1998

Inhalt zum Buch

2009 feiert die Bundesrepublik ihren 60. Geburtstag. Es gab die Adenauer-Ära, die turbulenten Jahre der Kanzlerschaft Willy Brandts, die Ära Schmidt und die nicht enden wollende Ära Kohl. Es gab den Kalten Krieg, den Mauerbau, die Brandtsche Ostpolitik, den Mauerfall und die Wiedervereinigung. Es gab die Ostermärsche, die 68er Bewegung, den RAF-Terror und die Neonazis. Diese an Höhe- und Tiefpunkten reiche politische Geschichte der Republik wird die ARD in einer mehrteiligen TV-Serie dokumentieren, die im Mai 2009 ausgestrahlt wird. Autoren sind der Historiker und WDR-Redakteur Heribert Schwan und der Zeithistoriker Rolf Steininger, die sich durch zahlreiche zeitgeschichtliche Dokumentationen einen Namen gemacht haben.

Das Begleitbuch umfasst die Geschichte der Bundesrepublik von 1949 bis 1998: von der Gründung der Bonner Republik bis zur Kanzlerschaft Gerhard Schröders und zum Regierungsumzug nach Berlin. Der zeitgeschichtliche Kontext des Kalten Krieges und die parallele Entwicklung der DDR sind immer präsent. Exklusiv für die TV-Dokumentation wurden nahezu hundert Zeitzeugen befragt – vor allem Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, von Barzel bis Kohl, von Bahr bis Schmidt, von Kissinger bis Gorbatschow. Diese Interviews bieten nicht nur authentische Einblicke, sondern auch eine Vielzahl bisher unbekannter Aspekte zu Schlüsselszenen der bundesrepublikanischen Geschichte. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text. Wer sich kurzweilig und kompetent über das politische Leben des Geburtstagskindes informieren will, ist mit diesem Buch bestens bedient.

Details zur ARD Filmreihe

22.04.09
Bonner Republik ARD I
1949 – 1974
Von der Westintegration bis zur Ostpolitik

29.04.09
Bonner Republik ARD II
1974 – 1998
Von der Wiedervereinigung bis zur Europäischen Union

Autoren: Dieter Weiss und Rolf Steininger
Redaktion: Heribert Schwan

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Teil 1

Teil 2

Inhalt zur Filmreihe

Im Mai 2009 wird die Bundesrepublik Deutschland 60 Jahre alt. Aus Anlass dieses Jubiläums strahlt die ARD eine zweiteilige Dokumentation aus, in der in 90 Minuten die Anfänge der „Bonner Republik“ seit 1949 unter Bundeskanzler Adenauer bis zum Ende der Kanzlerschaft Helmut Kohls 1998 dargestellt werden.

Die beiden 45-Minuten-Dokumentationen konzentrieren sich auf das Wesentliche, was diese Republik ausgemacht hat: die Westintegration, die europäische Integration, der Mauerbau, die Ostpolitik, Terrorismus und NATO-Nachrüstung – und natürlich die Wiedervereinigung. Die Rahmenbedingung für die Entwicklung der Bundesrepublik war der Kalte Krieg. Die Republik war Geschöpf, Objekt und manchmal auch Subjekt dieses Krieges, der seit 1990 zu Ende ist. Manche politische Entscheidung mit Blick auf die Bundesrepublik stellt sich heute zum Teil anders dar als noch vor Jahren, manche lässt sich auch erst im zeitlichen Abstand in ihrer Bedeutung angemessen würdigen. Dieser Blickwinkel „von heute“ auf der Basis neuen Quellenmaterials – auch aus Archiven der früheren Alliierten – war ein besonderes Anliegen der Autoren und ist das grundlegend Neue an dieser zweiteiligen Dokumentation. Dabei werden soweit wie möglich deutsche und ausländische Zeitzeugen miteingebunden.

Der Begleitband erscheint parallel im Propyläen-Verlag, Berlin.

Details

Heribert Schwan / Rolf Steininger
Olzog Verlag, 2010

Besiegt, Besetzt, Geteilt – Erinnerungen an Deutschland 1945 bis 1949

Inhalt

Interviews mit jenen Akteuren, die die Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung maßgeblich mitgestaltet haben: u.a. Egon Bahr, Rainer Barzel, Norbert Blüm, Horst Ehmke, Anke Fuchs, Heiner Geißler, Hans-Dietrich Genscher, Alfred Grosser, Henry Kissinger, Annemarie Renger, Walter Scheel, Eduard Schewardnadse, Helmut Schmidt, Hans-Jochen Vogel.

Heribert Schwan und Rolf Steininger haben in den vergangenen Jahren Interviews mit jenen Akteuren geführt, die die Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung maßgeblich mitgestaltet haben (u.a. Egon Bahr, Rainer Barzel, Norbert Blüm, Horst Ehmke, Anke Fuchs, Heiner Geißler, Hans-Dietrich Genscher, Alfred Grosser, Henry Kissinger, Annemarie Renger, Walter Scheel, Eduard Schewardnadse, Helmut Schmidt, Hans-Jochen Vogel). Sie legen in diesem Band jene Teile dieser Interviews vor, die die Jahre 1945 bis 1949 umfassen und die bislang noch nicht veröffentlicht wurden. Für alle Interviewpartner war das Kriegsende besonders prägend. Es war der Gedanke Gott sei Dank, der Krieg ist vorbei , wie es Helmut Schmidt formulierte, der als Oberleutnant in britische Gefangenschaft geriet. Hans-Dietrich Genscher erinnert sich: Man hatte überlebt, und man musste neu anfangen. Egon Bahr meinte: Zukunft war überhaupt nicht. Aber es war doch Zukunft trotz Hunger und Zerstörung, wenn auch mit ganz unterschiedlichen Erinnerungen. Für Klaus Harpprecht war es eine sehr, sehr glückliche Zeit, eine Zeit, die ich nicht missen möchte, für Friedrich Nowottny waren es schon schlimme Jahre.Insgesamt sind diese Interviews bewegende Dokumente, die eine Zeit lebendig werden lassen, an die sich viele Deutsche kaum noch erinnern und die sich noch mehr Deutsche kaum vorstellen können.

Details zum Buch

Heribert Schwan / Helgard Heindrichs
München 2005

Das Spinnennetz, Stasi-Agenten im Westen: Die geheimen Akten der Rosenholz-Datei

Das Buch

Über ihre in der Auslandsspionage eingesetzten Spitzel hat die Stasi eine detaillierte Datei angelegt. Diese sogenannte Rosenholz-Datei, die unter mysteriösen Umständen der CIA in die Hände gefallen war, wurde den deutschen Behörden erst im Sommer 2003 zurückgegeben. Anhand dieser Daten schildern die Autoren jetzt erstmals das Ausmaß des Geheimnisverrats. Ob Auswärtiges Amt, Kanzleramt, Verteidigungsministerium oder die Parteizentralen von CDU, SPD, FDP und Grünen – die Schaltstellen der Macht waren von DDR-Agenten durchsetzt. Ein Agententhriller aus der Wirklichkeit, der in spektakulären Fallbeispielen die Arbeitsweise der Spione schildert.

Details zum Film

Ein Film von Heribert Schwan
Länge: 45 Minuten
Redaktion: Sabine Rollberg

Sendetermine:
ARD
23.11.05 – 23.30 Uhr

Phönix
08.12.05 – 20.15 Uhr
09.12.05 – 14.00 Uhr

Der Film

Die lange Zeit in den USA lagernden Dateien zu Spionen des DDR-Geheimdienstes in der Bundesrepublik sind wieder zurück in Berlin. Bei den auf CD-Rom gespeicherten Datensätzen der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit handelt es sich um etwa 317 000 verfilmte Personenkarteikarten und 77000 Karten zu operativen Vorgängen (“Rosenholz-Dateien”). In der Berliner Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen wird an der Zuordnung von Namen und Vorgängen gearbeitet. Seit Bestehen beider deutscher Staaten haben Spionageeinrichtungen der DDR systematisch versucht, die Bundesrepublik mit einem Agentennetz zu überziehen. Die Zahl der West-Spione wird auf etwa 6 000 geschätzt.

Im Mittelpunkt der Dokumentation steht Lilli Pöttrich. Am 1. Dezember 1993 wurde die Vortragende Legationsrätin im Bonner Auswärtigen Amt verhaftet. Der Vorwurf lautete, “für den Geheimdienst einer fremden Macht eine geheimdienstliche Tätigkeit gegen die Bundesrepublik Deutschland ausgeübt zu haben”. Hinter diesem Juristendeutsch verbirgt sich eine über 14-jährige Agententätigkeit der Karrierediplomatin Pöttrich für Mielkes Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Als Studentin der Rechtswissenschaften an der Universität in Frankfurt erklärte sie sich im Sommer 1975 in Ost-Berlin gegenüber einem hauptamtlichen Mitarbeiter der Hauptverwaltung A (HVA) zu einer nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit mit dem MfS bereit. Sie wählte den Decknamen “Angelika”, unter dem sie fortan geführt wurde.
Zielvorstellung des MfS war es, die Agentin im Auswärtigen Amt zu platzieren. Nach Beendigung ihres Studiums bewarb sie sich auftragsgemäß 1982 beim AA und wurde im April 1983 in den Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des Höheren Auswärtigen Dienstes einberufen. Zuletzt arbeitete sie als COCOM-Referentin an der deutschen Botschaft in Paris. Lilli Pöttrich lieferte seit ihrer Studentenzeit ihren Auftraggebern Personaldossiers und alle zugänglichen Informationen aus ihrem Arbeitsbereich im Auswärtigen Amt.

Schwan SpinnennetzSie traf sich mit MfS-Mitarbeitern im In- und Ausland und war mit allen Hilfsmitteln der Spionage ausgestattet. “Angelika” übte ihre geheimdienstliche Tätigkeit aus ideologischer Überzeugung aus und war Mitglied der SED. Sie erhielt die Staatsbürgerschaft der DDR und wurde ausgezeichnet. 1993 konnte sie enttarnt werden und wurde 1995 zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung und einem siebenjährigen Berufsverbot verurteilt.

Details zum Buch

Heribert Schwan / Helgard Heindrichs
München 2003

Details zum Film

Ein Film von Heribert Schwan
Länge: 45 Minuten
Redaktion: Sabine Rollberg

30.01.2004 Auszeichnung
“GOLD WORLD MEDAL 2004”
Kategorie: History&Society
New York Film Festivals

Der SS-Mann. Josef Blösche – Leben und Sterben eines Mörders

Das Buch

Ein Foto von ungeheurer Symbolkraft: April/Mai 1943 im Warschauer Ghetto. Ein kleiner polnischer Junge, dem die Angst ins Gesicht geschrieben steht, wird mit erhobenen Händen abgeführt. Im Hintergrund hält einer seiner Bewacher das Maschinengewehr im Anschlag. Jeder hat dieses Bild schon mal gesehen, doch kaum jemand weiß, was sich hinter dieser erschütternden Szene verbirgt. Zum ersten Mal erzählen Heribert Schwan und Helgard Heindrichs jetzt die Geschichte des SS-Mannes, der mitleidlos und ungerührt hier seinen Dienst versieht: Josef Blösche, 32 Jahre alt, hundertfacher Mörder, bekannt und gefürchtet für seine einzigartige Grausamkeit. Wie wird ein Mensch zu einer derartigen Bestie in Menschengestalt – das ist die Kernfrage, der die Autoren nachgehen. Indem sie die Geschichte des Josef Blösche anhand von Dokumenten und Zeugenaussagen rekonstruieren, entsteht das Psychogramm eines Mannes, der das perfekte Werkzeug seiner Zeit war.

Der Film

Das Foto mit einem kleinen Jungen aus dem Warschauer Ghetto, der seine Arme ängstlich in die Höhe hebt, ging um die Welt. Der Mann mit dem Gewehr im Anschlag war Josef Blösche. Er war mit verantwortlich, dass die auf dem Foto abgebildeten jüdischen Bürger sterben mussten. Das Bild entstand im Mai 1943 und gehört zu einer Sammlung von Aufnahmen über die Liquidierung des Warschauer Ghettos, aus der ein Bildband, der so genannte “Stroop-Bericht” für den “Reichsführer SS” Heinrich Himmler zusammengestellt wurde.

SS-Mann Josef Blösche, 1912 in Friedland / CSR geboren, war ein fanatischer Helfer Hitlers, Antisemit in schlimmster Form und ein kleines aber wichtiges Rädchen in der Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reiches. Auf der Grenzpolizeischule in Pretzsch an der Elbe absolvierte der gelernte Kellner eine mehrmonatige militärische Grundausbildung und lernte den Umgang mit Pistole, Maschinenpistole und Karabiner. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde er Mitglied eines Erschießungskommandos. Vom September 1941 bis zur totalen Zerstörung im Mai 1943 gehörte er zur Gestapo-Außenstelle des Warschauer Ghettos.

Nach einem schweren Arbeitsunfall 1946 als Bergmann in einer tschechischen Grube 1946 war er bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Niemand hätte ihn als SS-Schergen aus dem Warschauer Ghetto identifizieren können. Der SS-MannVöllig unbehelligt arbeitete der ehemalige SS-Unterscharführer als fleißiger Bergmann in der DDR. Durch einen Haftbefehl des Hamburger Landgerichts wurden die DDR-Ermittlungsbehörden auf den Massenmörder aufmerksam. Sie verhafteten ihn und klagten ihn wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an. Nach Abschluss des Strafverfahrens, bei dem zehn Überlebende des Warschauer Ghettos aus Polen und der Bundesrepublik aussagten, wurde Josef Blösche vom Bezirksgericht Erfurt 1969 zum Tode verurteilt und im Juli 1969 in Leipzig durch Genickschuss

Der SS-Mannhingerichtet. Das Gericht fand ihn für schuldig, an der Deportation von über 300000 jüdischen Bürgern beteiligt gewesen zu sein. Angelastet wurde ihm außerdem Mord an einer nicht mehr feststellbaren Zahl, mindestens aber bis zu 2000 Menschen, darunter Kleinkinder, schwangere Frauen, behinderte und alte Menschen. Befragt wurden Überlebende des Warschauer Ghettos aus Polen, Israel, Amerika und der Bundesrepublik, darunter auch der frühere Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin Jerzy Kanal und der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Zwei namhafte Wissenschafter beurteilen die Persönlichkeit des Massenmörders Josef Blösche aus forensisch-psychiatrischer und aus kriminalpsychologischer Sicht.

Der SS-MannDas Buch zum Film mit gleichnamigen Titel erscheint im Droemer-Verlag München. Am 30. Januar 2004 wurde der Film “Der SS-Mann – Josef Blösche – Leben und Sterben eines Mörders” mit der “Gold World Medal 2004” in der Kategorie “History & Society” im Wettbewerb für “Television Programming and Promotion Awards” der “New York Festivals” ausgezeichnet.

Details zum Buch

München, 2000

Details zum Film

Eine Dokumentation von Heribert Schwan
Redaktion: Claus Spahn

Tod dem Verräter. Der lange Arm der Stasi und der Fall Lutz Eigendorf

Das Buch

Macht, Manipulation, Mord – die Stasi hatte alle Mittel, um unliebsame Bürger jederzeit zum Schweigen zu bringen. An dem Fußball-Nationalspieler Lutz Eigendorf aber statuierte sie ein Exempel ganz besonderer Art: Als Stammspieler des BFC Dynamo Berlin setzte sich Eigendorf 1979 in den Westen ab, um künftig für den 1. FC Kaiserslautern und später für Eintracht Braunschweig zu spielen. Vier Jahre später war er tot. – Unfall oder Mord? Heribert Schwan rollt den Fall anhand von Unterlagen der Gauck-Behörde neu auf. Er kommt einem grausamen Verbrechen auf die Spur: Die Stasi hat ein unsichtbares Netz von Agenten, Spitzeln, Observierungen und Abhörmaßnahmen über die Familie des Spielers in der DDR und den abtrünnigen ‘Verräter’ im Westen ausgeworfen, um dann, als die Zeit reif war, allmählich die Schlinge zuzuziehen…

Der Film

Nach dem Freundschaftsspiel beim 1. FC Kaiserslautern am 20. März 1979 bat der sechsfache Fußballnationalspieler der DDR, Lutz Eigendorf (22) vom Tabellenführer Dynamo Berlin, um politisches Asyl in der Bundesrepublik. Das große Talent des DDR-Fußballs nutzte einen Stadtbummel in Gießen zur Flucht.

Von diesem Tag an versuchte das Ministerium für Staatssicherheit auf vielfältige Weise, den “Verräter” unter Kontrolle zu bekommen. Ein Stasi-Spitzel aus Duisburg kundschaftete Eigendorfs Lebensgewohnheiten in Kaiserslautern aus, wo er beim 1.FC eine Anstellung gefunden hatte. Die in Ost-Berlin lebende Ehefrau Gabriele Eigendorf wurde von der Stasi rund um die Uhr überwacht. Ebenso Lutz Eigendorfs Eltern in Brandenburg. Mielkes Mannen kümmerten sich um das Wohl der Eigendorf-Gattin und führten ihr nach einem teuflischen Plan einen Mann zu, der alle Tricks eines erfolgreichen Stasi-Spitzels beherrschte. Schließlich verliebte sich Gabriele Eigendorf in den Stasi-Mann, ließ sich von Eigendorf scheiden und heiratete den Mann, der als inoffizieller Mitarbeiter nur eine einzige Aufgabe hatte: Die Bespitzelung seiner Frau.

Lutz Eigendorfs Fußballkarriere in Kaiserslautern und ab 1982 in Braunschweig war dem Ministerium für Staatssicherheit in Ost-Berlin bis in alle Einzelheiten bekannt. Zwei Agenten wurden eigens wegen Eigendorf in die Bundesrepublik übergesiedelt. Insgesamt vier Spitzel lieferten dem Mfs alle Daten und Fakten über den “Verräter” Lutz Eigendorf, der nach der erzwungenen Scheidung eine Pfälzerin heiratete. Mielkes Späher verfolgten Eigendorf auf Schritt und Tritt.
Am 5. März 1983 verunglückte der Fußballprofi von Eintracht Braunschweig tödlich. Als Unfallursache wurden 2,2 Promille Alkohol im Blut angegeben.

Der Film berichtet über das kurze Leben des 26-jährigen Abwehrspielers, der seine Karriere in Mielkes Fußballclub begann. Im Mittelpunkt des Fernsehfeatures stehen die Jahre 1979 bis 1983. Dokumentiert werden die außerordentlichen Anstrengungen des DDR-Geheimdienstes in der DDR auch in der Bundesrepublik, um Lutz Eigendorf “„zur Strecke zu bringen”. Neue Dokumente und Zeitzeugenaussagen lassen an der Version zweifeln, Eigendorf sei wegen Alkohol am Steuer tödlich verunglückt.

Zu Wort kommen Trainer und ehemalige Freunde des Fußballprofis. Ebenso die beiden Ehefrauen Eigendorfs in Berlin und Kaiserslautern. Befragt wurden verantwortliche Stasi-Offiziere. Wie stark und unbehelligt der DDR-Unterdrückungsapparat in der Bundesrepublik agierte, wird ausführlich dokumentiert.

Details

Schwan/Filmer Broschiert: 363 Seiten Verlag: Moewig TB., Bln. (Februar 1997) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3811834150 ISBN-13: 978-3811834156

Die Biografie über Lothar Späth ist ebenso im ECON Verlag erschienen.
Econ, 1987
ISBN 9783430127387

Lothar Späth

Inhalt

Details zum Buch

München, 1997
Droemer Knaur

Erich Mielke. Der Mann, der die Stasi war & Der Biedermann

Das Buch

Ein Heer von Zuträgern und Spitzeln versorgte die Führungsclique der DDR mit einer Flut von Informationen über echte und vermeintliche Regimekritiker. Dem Volk war nicht zu trauen. Machterhalt um jeden Preis war oberstes Prinzip. In zentraler Position: Erich Mielke, der über dreißig Jahre als Minister für Staatssicherheit den wirtschaftlich und politisch labilen Staat stabilisierte.

Durch ihn und seine Helfer verloren Menschen ihre Würde, manche ihr Leben. Das Ministerium unter Mielkes Leitung verbreitete Angst und Schrecken. Es förderte Verrat, Untertanengeist und Kadavergehorsam. Mielkes Befehlen gehorchten Tausende von inoffiziellen und hauptamtlichen Mitarbeitern. Sie führten aus, entwickelten, erledigten und siegten im Namen des Sozialismus.

Mielke stattete das Ghetto der Regierenden in Wandlitz mit allem westlichen Luxus aus, der für normale DDR-Bürger unerschwinglich war. Aber nicht nur die Selbstversorgung der herrschenden Nomenklatura spielte sich unter seiner Regie ab, sein Ministerium pflegte auch enge Kontakte zu bewaffneteten RAF-Aktivisten und zu dem international gesuchten Terroristen Carlos. Motto: Die Feinde des Westens können uns nur nützlich sein.

Gestützt auf Gespräche mit Zeitzeugen und auf erstmals veröffentlichte Dokumente aus Ost-Berliner und Moskauer Archiven, schildert Heribert Schwan die Karriere des Mannes, der als Armeegeneral und Parteifunktionär sein Leben in den Dienst des DDR-Geheimdienstes gestellt hatte. Eng damit verknüpft ist die Beschreibung der Funktionsweise des DDR-Sicherheitsapparats und seiner unheilvollen Auswüchse.

Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der jüngsten deutschen Geschichte.

Details zum Film

Dokumentation von Heribert Schwan
Länge: 45 Minuten
Redaktion: Claus Spahn

11.12.1997
Morgenmagazin – ARD – Feature – Der Biedermann Mielke
WDR – Der Biedermann – Erich Mielke – Eine deutsche Kariere

Der Film

Der Biedermann – Erich Mielke – eine deutsche Karriere

Sein Dienstvolk bestand aus einem Heer von Zuträgern und Spitzeln. Seine Brust zierten ungezählte Orden. Als überzeugter Kommunist diente er seinem Staat: SED-Spitzenfunktionär, Armeegeneral, Minister für Staatssicherheit.

Mit 23 Jahren wurde er Doppelmörder in Berlin und floh in Stalins Diktatur. Später nahm er am Spanischen Bürgerkrieg teil und ging in Belgien und Frankreich als linientreuer Kommunist in die Illegalität. Hitlers Herrschaft entzog er sich und gelangte 1945 unversehrt in seine Heimatstadt Berlin. Der glühende Verehrer Stalins schaffte noch vor Gründung der DDR den Sprung in den kommunistischen Machtapparat.
Politische Verantwortung übernahm Mielke im DDR-Sicherheitsbereich und stieg schließlich auf zum gefürchteten Geheimdienstchef. Als verantwortlicher Minister stand er zweiunddreißig Jahre lang für Unterdrückung, Bespitzelung und Verrat. Durch seine Befehle und Anordnungen verloren DDR-Bürger ihre berufliche Existenz, kamen ins Gefängnis und wurden ihrer Würde beraubt. Tausende von Menschen gehorchten seinem Willen, verrieten Freunde und Familienangehörige. Mielke ersann Zersetzungsmaßnahmen, brach Menschen das Rückgrat, verletzte Seelen und missbrauchte Lebensjahre. Sein hohes Alter und sein schlechter Gesundheitszustand verhinderten eine lebenslange Freiheitsstrafe. Über dreißig Ermittlungsverfahren wurden gegen ihn angestrengt.

Der Kölner Autor hat sich seit Jahren mit Erich Mielke beschäftigt und seinen Lebensweg nachgezeichnet. Dabei stieß er auf neue aufschlussreiche Dokumente in Berliner und Moskauer Archiven. Für die WDR-Dokumentation konnte er Zeitzeugen aus dem engsten Führungskreis des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit gewinnen. Einige von ihnen brachen erstmals ihr jahrelanges Schweigen.

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
München 1996

Roman Herzog

Inhalt

Der neue Bundespräsident ist für viele Deutsche noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Wer ist der gebürtige Landshuter, der nach der gescheiterten Heitmann-Kandidatur vom Kanzler überraschend für das höchste politische Amt ins Spiel gebracht wurde? Die beiden Autoren haben anhand akribischer Recherchen und Befragungen von Zeitzeugen den beruflichen und persönlichen Werdegang des neuen Bundespräsidenten nachgezeichnet und kritisch beleuchtet. Immer wieder werden überraschende Facetten sichtbar. Dabei erscheint das Profil eines Mannes, den kühle Distanz vor politischem Eiferertum bewahrt.

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Heribert Schwan/ Werner Filmer
München 1993

Begegnungen mit Richard von Weizsäcker

Inhalt

Die Buchautoren haben Personen des öffentlichen Lebens aus verschiedenen Ländern gebeten, ihre Eindrücke aus dienstlichen wie privaten Begegnungen mit dem Bundespräsidenten darzulegen, wobei sie großen Wert auf die Beschreibung persönlicher Erfahrungen gelegt haben. Erlebnisse, Ansichten und Informationen, die bisher unveröffentlicht blieben, lassen ein so facettenreiches Bild Richard von Weizsäckers entstehen, wie es der Öffentlichkeit bisher noch nicht zugänglich war.

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Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien-New York 1992

Wolfgang Schäuble. Politik als Lebensaufgabe

Inhalt

Werner Filmer und Heribert Schwan entwerfen mit ihrer Biografie, in der Mitarbeiter, Parteifreunde, aber auch politische Gegner zu Wort kommen, ein ungewöhnliches, facettenreiches Bild des Politikers.Im Mittelpunkt stehen natürlich seine Verdienste um die Deutschlandpolitik, die er 1990 mit dem Abschluss des Einigungsvertrages krönen konnte. Aufschlussreich und spannend sind die Einblicke in Schäubles Verhandlungsstrategie bei den Treffen mit dem DDR-Unterhändler Alexander Schalck-Golodkowski seit Mitte der achtziger Jahre. Die Gespräche unter vier Augen – in diesem Buch zum ersten Mal dokumentiert – spiegeln die gesamte Dynamik der Entwicklung wider, die schließlich zur Auflösung der DDR führte.

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München 1991. (Mehrere Filme)

Verwandte Filme

Gesucht wird… Siegerjustiz

Gesucht wird… Finger am Abzug

Opfer der Mauer. Die geheimen Protokolle des Todes

Inhalt

AUSZUG AUS DEM BUCH/ Silvio Proksch
S. 22

Es war der erste Weihnachtsfeiertag, der 25. Dezember 1983. Mein Mann Harry, unser Sohn Robert und ich verlebten diesen Tag der Familie und des Friedens in gemütlicher weihnachtlicher Harmonie wie jedes Jahr. Wir ahnten nicht, daß dies unser traurigstes Weihnachtsfest werden würde. Gegen 22 Uhr, als wir gerade eine schöne Unterhaltungssendung im Fernsehen sahen, klingelte es an der Wohnungstür.

Es war mein Bruder Carlo Proksch. Er stand total verschmutzt, verweint und im Gesicht zerkratzt vor der Tür und sagte mit bebender Stimme: »Die haben vor zwei Stunden Silvio an der Mauer am Bürgerpark-Pankow erschossen.« Wir waren entsetzt, konnten es nicht fassen. Er erzählte: Silvio und Carlo hätten nach 18 Uhr die elterliche Wohnung in der Florastraße 13, Pankow, verlassen. Sie wollten in die Freiheit flüchten. Sie meinten, Weihnachten würde dort niemand mit einem Fluchtversuch rechnen. Die Wetterbedingungen wären günstig, es regnete und es sei diesig.

Als Silvio als erster über die fast drei Meter hohe Mauer kletterte, gingen sofort sämtliche Scheinwerfer und die Alarmanlagen an. Die Grenzer riefen »Halt, stehenbleiben!« Kurz darauf eröffneten sie das Feuer auf Silvio. Es fielen acht Schüsse. Carlo hatte von Silvio keinen Laut mehr gehört. Er war total schockiert, sah sich um, stellte fest, daß ihn niemand beobachtete und rannte zurück, um sich zu verstecken. Als er begriff, was passiert war, ging er sofort zu unserem Bruder Gino Proksch. Er wohnte damals in der Wollankstraße 117, Berlin-Pankow. So erzählte er uns den Vorgang am ersten Weihnachtsfeiertag.

Noch in der selben Nacht gegen 1.30 Uhr erschien mein Bruder Gino mit seiner Frau Gabi bei uns. Wir konnten es alle nicht fassen, waren total verstört und sehr, sehr traurig. Ob sich das alles wirklich bestätigen würde? Zunächst passierte nichts. Niemand kam zu unseren Eltern oder zu den Geschwistern. Da wir keinen Rat wußten, wie wir uns verhalten sollten, kamen wir täglich zusammen, berieten, wie wir uns verhalten sollten, wenn die Stasi kommt.

Am 28. Dezember 1983 gab eine meiner Schwestern bei der Kripo in Berlin-Pankow eine Vermißtenanzeige auf. Irgend etwas mußte doch passieren, denn es waren drei Tage vergangen. Auch danach passierte noch nichts! Erst am 20. Januar 1984 um 8.50 Uhr wurde ich von zwei Männern in Zivil, die sich als Kriminalbeamte auswiesen, von der Arbeit abgeholt. Sie sagten, sie brauchten meine Aussage zur »Klärung eines Sachverhaltes«. Die Männer fuhren in einem Trabant mit mir ins Polizeipräsidium Kleibelstraße am Alexanderplatz. Ich wurde in die sechste Etage gebracht. Es werde nicht lange dauern, sagte man. Ein anderer Kriminalbeamter empfing mich. Er nannte seinen Namen nicht, obwohl ich ihn danach fragte. Er sagte, das tue hier nichts zur Sache und die Fragen stelle er.

Das war meine erste symbolische Backpfeife. Dann fragte er mich, ob ich mir denken könne, wo mein Bruder Silvio sei. Trotzig antwortete ich, vermutlich sei er am 25. Dezember 1983 an der Mauer am Bürgerpark in Pankow bei einem Fluchtversuch erschossen worden, denn seitdem fehle von ihm jede Spur. Der Beamte machte mir klar, obwohl wir durch unseren Bruder Carlo wußten, was vorgefallen war, daß an diesem Tag keine Grenzverletzung stattgefunden habe. Es gäbe weder einen Toten Silvio Proksch noch einen Verletzten.

Die Vernehmung dauerte einen ganzen Tag. Ich bekam nichts zu trinken und auch nichts zu essen. Meine Gedanken kreisten immer um unseren Sohn und meinen Mann. Ich fragte mich, ob ich hier wohl je wieder rauskommen würde. Während der Vernehmung kam das Gespräch auch auf meinen Sohn. Fragen wie: Ob er in der Schule sei, ob er einen eigenen Wohnungsschlüssel habe, machten mich stutzig. Ich dachte an mein Kind und sagte, sie werden doch nicht auch Kinder damit reinziehen wollen. Nein, ich brauchte mir keine Gedanken zu machen.

Es waren schreckliche Stunden für mich. Immer wieder bekam ich einen Weinkrampf. Das Protokoll wurde neun Seiten lang, obwohl »nichts passiert war«. Um 18.50 Uhr sagte man mir, jetzt könne ich nach Hause gehen, aber ich brauchte nicht mit der Bahn zu fahren, mein Mann warte unten auf mich.

Als wir uns sahen, stellte ich fest, daß auch er sehr schlecht aussah. Von ihm erfuhr ich, daß er seit 8 Uhr im selben Haus in der selben Etage genau so lange verhört worden war wie ich. Zutiefst erschüttert dachten wir sofort an unseren Jungen.

Als wir gegen 19.30 Uhr zu Hause ankamen, kam uns unser Sohn auf der menschenleeren dunklen Straße verweint entgegen. Er habe Angst gehabt und sei nicht nach Hause gegangen, da er kein Licht in den Fenstern gesehen habe. Zwei Kriminalbeamte waren bei ihm in der Schule gewesen. Immer wieder hätten sie gefragt, ob er wisse, wo sein Onkel Silvio sei. Immer wieder habe er mit nein geantwortet, er habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Doch er wußte ja von uns, was am ersten Weihnachtsfeiertag geschehen war.

Danach holten sie noch weitere Familienmitglieder zum Verhör. Wir wußten alle, daß wir jedesmal von der Stasi verhört wurden. Jedem von uns sagten sie das gleiche. Es gibt keinen Toten Silvio, es gab auch keine Grenzverletzung.

Von da an mußten wir unsere Nachforschungen unterlassen. Man drohte uns, wir sollten keine Gerüchte in die Welt setzen, wir würden uns der Staatsverleumdung schuldig machen. Wir hatten immer Angst.

In der Zwischenzeit erfuhren wir von einer Tante meines Mannes, die bei der Sparkasse tätig ist, daß am 14. Januar 1984 das Konto von Silvio mit der Begründung gelöscht wurde: »Silvio Proksch am 24. Januar 1984 ungesetzlich verzogen.« Dann erfuhren wir noch, daß sein ganzes Geld, Gehalt und Ersparnisse, zum Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen, Sektor Treuhandvermögen, 1020 Berlin, Klosterstr. 59, ging. Wir konnten nichts machen, sonst hätte die Stasi uns eingesperrt.

Dann kam der 9. November 1989, der Fall der Mauer. Es waren fast sechs Jahre vergangen. Unsere Eltern waren bereits verstorben. Dennoch war mein erster Gedanke, daß wir jetzt bald erfahren könnten, was damals aus Silvio geworden ist.

Am 15. Dezember 1989 stellte ich einen Suchantrag bei der Kripo nach meinem Bruder Silvio. Am 8. Januar 1990 erhielt ich Antwort. Nachforschungen erbrachten kein Ergebnis. Zum Zwecke weiterer Überprüfungen sollte ich nähere Angaben zum Tatort schriftlich machen. Das tat ich auch und schickte den Brief an folgende Adresse: Generalstaatsanwalt der DDR, 1040 Berlin, Hermann-Matern-Str. 33/34, Staatsanwalt Herr Heistermann.

Am 26. März 1990 kam wieder ein Brief von Herrn Heistermann: Die Überprüfungen in der hiesigen Dienststelle hätten wieder nichts erbracht, er sende meine Unterlagen an den Generalstaatsanwalt von Berlin, von dort solle ich meinen Bescheid abwarten. Am 8. Mai 1990 bekam ich die Antwort: Die Überprüfungen erbrachten auch dort nichts. Aus diesem Grunde habe er die Sache zur weiteren Prüfung als Vermißtenanzeige an das Kreiskriminalamt Berlin-Pankow übergeben. (Name des Staatsanwaltes Herr Prause).

Am 1. Juni 1990 hatte ich eine Vorladung bei der Kripo in Pankow. Dort erfuhr ich erstmals etwas mehr, zum Beispiel, daß unsere Vermißtenanzeige vom 28. Dezember 1983 bereits am 6. Januar 1984 dem Staatssicherheitsdienst übergeben worden sei, daß die Kripo Pankow sich beim Ministerium des Inneren erkundigt habe, ob Silvio überhaupt aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen wurde. Antwort: Nein. Außerdem, daß mein Bruder Carlo zwei Monate bei der Stasi inhaftiert war, er selbst durfte ja nie darüber sprechen.

Am 19. Juni 1990 erhielt ich von der Kripo Pankow Bescheid: Zur weiteren Veranlassung wird der Sachverhalt dem Militärstaatsanwalt von Berlin, Siegfried-Widera-Str. 82-90, Berlin 1157, übergeben.

Da ich in der Zwischenzeit, vom 9. bis 23. Juni 1990, in Urlaub war, bekam ich vom Militärstaatsanwalt zwei Vorladungen. Am 27. Juni 1990 ging ich dann zum Militärstaatsanwalt. An diesem Tag wurde alles noch einmal zu Protokoll genommen.

Am 24. August 1990 erfuhr ich vom Militärstaatsanwalt, was sich am 25. Dezember 1983 ereignet hatte: Silvio wurde von vier Schüssen in den Unterleib getroffen und ist daran verblutet. Seine Leiche wurde ins VP-Krankenhaus Scharnhorststraße gebracht. Am 26. Dezember 1983 wurde der Leichnam von der Stasi gegen 22 Uhr dort abgeholt und ins militärgerichtsmedizinische Institut nach Bad Sarow gebracht. Seit dem 30. Dezember 1983 ist die Leiche meines Bruders Silvio spurlos verschwunden. Silvio ist in keinem Sterberegister der ehemaligen DDR eingetragen. Meine Vermutung dazu, die Stasi hat ihn irgendwo in einem Krematorium verbrannt.

Am 15. Oktober 1990 machte ich eine Anzeige gegen Erich Honecker wegen Totschlags an meinem Bruder Silvio Proksch.

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Werner Filmer / Heribert Schwan
Düsseldorf 1990
Econ Verlag

Oskar Lafontaine

Inhalt

Stolz sind die Saarländer auf ihren Oskar. Er hat ihnen ein neues Wir-Gefühl vermittelt, ihr Selbstbewußtsein enorm gesteigert, das kleine Grenzland weltbekannt gemacht. Lafontaine führte die Menschen aus der Resignation heraus und schaffte so etwas wie Aufbruchstimmung. Der Sonnenkönig von der Saar – wie ihn Spötter herablassend nennen – hält die politischen Fäden in der Hand. Der unbequeme Mahner paßt nicht ins gängige Raster politischer Profile. Er, der sich erfolgreich um Sachkenntnis und Kompetenz bemüht, verunsichert ständig seine Partei, das ganze politische Establishment. Der Quer- und Vordenker an der Saar stößt vieles an und vielen vor den Kopf.

Der kleine Napoleon – wie ihn Freunde nennen – spricht druckreif und hat Lust am Formulieren. Man sagt ihm Arbeitswut und Perfektionismus nach. Er liebt die Publicity, die Show, die saarländische Lebensfreude, das gute Essen und Trinken.

Lafontaine, ein Politiker zum Anfassen, ein Mann mit Gefühl und empfinden für politische Trends und für Zeitgeist. Gerne spielt er Staatsmann und Kosmopolit. Auch nach dem lebensbedrohenden Anschlag auf ihn ist sein Selbstwertgefühl offensichtlich ungebrochen. Der Politiker aus der Provinz weiß zu überzeugen. Ausländische Politiker und Journalisten klopfen gerne bei ihm an. Der Ministerpräsident liebt es hofzuhalten und pflegt gemütliche Gastlichkeit.

Lafontaine ist das Saarland, das Saarland ist Lafontaine. Er nölt sich für geeignet, die Bundesrepublik zu regieren. Der begnadete Politikdarsteller, der lieber populistisch als unpopulär sein will, tritt bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen gegen Helmut Kohl an. Dem widerborstigen Saarländer verweigern politische Gegner nicht den Respekt. Lange Zeit haben sie ihn unterschätzt und sein vordergründiges Autoritäres gerügt. Kritisiert wurden immer wieder seine machiavellistischen Züge. Doch gibt es ein vergleichbares politisches Talent in der Bundesrepublik?

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Werner Filmer / Heribert Schwan
Düsseldorf, Wien, New York 1989
Econ Verlag Juli 1991

Meine Mutter. Ein deutsches Lesebuch

Inhalt

Mutter – was wird mit diesem Wort nicht alles verbunden? Nestwärme und schmutzige Wäsche, Existenzgrundlage und Hoffnung, Verwöhnung und Entzug. Vor allem aber Liebe. Mütter geben ihre Kinder an die Welt. Sich selbst nehmen sie zurück, mehr und mehr, bis Kinder ohne Mütter leben können. Mütter gehören zu denen, die nicht einfach weglaufen, sondern den Dreck wegmachen. Und nicht aufgeben. Doppelt und dreifach belastet.

Filmer und Schwan lassen gut ein halbes Hundert Prominente wie beispielhafte Zeitgenossen über ihre ureigene Muttererfahrung zu Wort kommen und schließen sich mit eigenen Berichten an. Es sind sehr persönliche Beschreibungen und gerade darum so packend in ihren Unterschieden und ihrem gemeinsamen Nenner. Dies sind die Mütter, die einen oder gar zwei Weltkriege erleben mußten, Mütter häufig ohne Männer, Mütter auf der Flucht, Mütter in der Not, die es trotzdem geschafft haben, ihren Kindern Geborgenheit zu gegen, die Voraussetzung zum Überleben. So erzählt Walter Jens, wie seine Mutter ihm als kleines Kind zielbewusst beim Inhalieren gegen sein Asthma half, dabei deutsche Grammatik eintrichterte und ihm eingab: “Du bist krank, du hast nur eine Chance, du mußt ein Geistesriese werden”.

Und schon 1933 wußte sie: “Das gibt Krieg.” Knapp zehn Jahre später fiel Simon Wiesentals Mutter dem Sohn ohnmächtig in die Arme – sie hatte fast alles Eßbare für ihn und seine junge Frau aufgespart. Er könnte es nicht verhindern. Sie wurde zum Todeszug abgeholt. Hans-Jürgen Wischnewskis Mutter blieb ehrlich und kritisch, auch als er schon berühmt war. Und Christa Metes beginnt kategorisch: “Meine Mutter war die beste Mutter der Welt…”

Die Bandbreite der Autoren ist groß: Männer und Frauen verschiedenen Alters, Publizisten und Politiker, Musiker und Bischöfe, Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Fernsehen. Was sie uns erzählen, wird niemanden unberührt lassen. Ein deutsches Lesebuch ist entstanden, das direkt zu uns spricht: aus der Erfahrung vieler über das eine Phänomen – die Mutter.

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Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien, New York 1989

Norbert Blüm

Inhalt

Kenntnisreich und farbig, sachlich und mit kritischem Augenmaß wird auch Norbert Blüm vermessen, der zum Buhmann der Nation wurde. Seine Stärken und Schwächen, seine Fehler und Leistungen werden von Gegnern und Freunden beschrieben. Nicht trocken und spröde, sondern vielschichtig und mit distanzierter Leidenschaft. Filmer/Schwan machen keinen Hehl daraus, dass sie Blüm für einen Politiker halten, der mutig und offensiv Politik betreibt, der weiß, dass Fehler unvermeidbar sind.

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Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien, New York 1988

Hans Dietrich Genscher

Inhalt

Das bewährte Autorenduo Filmer/Schwan zeichnet den Lebensweg des gebürtigen Hallensers nach und analysiert – unterstützt von einer Reihe prominenter Zeitzeugen und Weggenossen – die politischen Leistungen Genschers in Partei und Regierung. Besondere Brisanz erhält das Buch durch eine Neubewertung der Bonner Wende 1982: Nicht Genscher war der Kanzlerverräter, sondern Helmut Schmidt hatte sich ein schlüssiges Szenario für seinen Abgang geschaffen, um den sich bis heute abenteuerliche Legenden ranken.

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Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien, New York 1986

Johannes Rau

Inhalt

Wer Johannes Rau wirklich ist, haben die Herausgeber und Autoren in Gesprächen mit Freunden und Gegnern Raus, vor allem jedoch in vielen Interviews mit dem Kandidaten selbst herauszufinden versucht. Sie untersuchen seinen Lebensweg, die Schubkraft und das Urteilsvermögen Raus, beschreiben Wurzeln, Standort, Bewusstsein und Handlungsweisen des Politikers. Sie zeichnen die geistigen und politischen Konturen nach, die sein Bild prägen. Was seine lebensbestimmenden Zeitabschnitte gewesen sind, welche Verletzungen er erlitten und zugefügt hat und vor welchen Erwartungen er steht, wird in diesem Buch deutlich.

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien. New York 1985

Mensch der Krieg ist aus! Zeitzeugen erinnern sich

Inhalt

Zeitzeugen erinnern sich an den 8. Mai 1945. “Berlin hatte am zweiten Mai kapituliert. Überall an den Straßenecken – genauer an den Ecken, wo einmal Straßen zusammengetroffen waren – standen die Anschlagbretter, auf denen zu lesen war: ‘Die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat bleiben bestehen. Stalin.'” Ingeborg Drewitz

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien. New York 1985/1989

Auch in Japan erschienen

Helmut Kohl

Inhalt

“Wie er wirklich ist, wollten wir wissen. Treusinnig, gemütlich, strebsam, marktgerecht? Gehört er zu jenen, die jahrelang kämpften, an ihre Berufung glaubten, sich demütigen ließen, andere demütigten und nach dem Erreichen ihrer Ziele zu stattlichen Patriarchen wurden? Wir haben uns oft gefragt, was Helmut Kohl ausmacht, was sein Ansehen bei einem erheblichen Teil der Wähler begründet, weshalb man ihn für gut hält”, schreiben Werner Filmer und Heribert Schwan zu ihrer Biografie des Politikers Helmut Kohl. Sie haben diese Frage auch zahlreichen Zeitzeugen, Weggenossen und Mitarbeitern Kohls vorgelegt. Entstanden ist eine Beschreibung, die den Menschen und seine Karriere in vielen Facetten widerspiegelt, voller Farbe, mit Distanz, nicht unkritisch, doch immer mit menschlichem Respekt.

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien. New York 1985

Alltag im anderen Deutschland

Inhalt

Seit 1977 beobachten Herausgeber und Autoren in verschiedenen Hörfunk- und Fernsehreihen das Leben der DDR: z.B. in “Deutscher Alltag” und “Wanderungen durch die DDR”. Ihre Erfahrungen sind in diesem Buch zusammengefasst. Persönlich, unverkrampft und einfühlsam schildern sie den Alltag “drüben”. Dabei werden Strömungen und Gegenströmungen, Menschen und Gruppen, Landschaften und Lebensformen sichtbar. Dieses Buch ist vieles zugleich: spannendes Lesebuch, kritischer Reiseführer, politisches Sachbuch und vielschichtige Dokumentation über ein Land, das uns immer fremder wird.

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
Frankfurt/M. Berlin. Wien 1984

Verzichten lernen

Inhalt

Müssen wir verzichten lernen, um Herausforderungen und Problemen der Zukunft gewachsen zu sein? Und wenn ja, wie soll dieser Verzicht aussehen? Die Herausgeber baten 68 Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft, zu diesen Fragen Stellung zu nehmen und sich dabei primär an Jugendliche zu wenden. Trotz aller Offenheit und allen Engagements der Befragten ist zu befürchten, dass das Unbehagen – gerade der jungen Menschen – an der Gesellschaft bleibt und die Überzeugung vieler, dass über ihr Köpfe hinweg entschieden wird und sie keine wirkliche Chance haben, an einer Veränderung der Welt im Positiven mitzuwirken.

Details zum Buch

Heribert Schwan / Werner Filmer
Düsseldorf, Wien, New York 1984/19

Details zum Film

27.12.1991

Richard von Weizsäcker. Profile eines Mannes

Das Buch

Wer seine bisherige Amtszeit bewertet, stellt fest, dass er uns mit unseren Widersprüchen konfrontiert hat. Weizsäcker benannte deutsche Defizite, reflektierte die Seelenlage der Nation, suchte für viele nach orientierenden Antworten, stellte die richtigen Fragen.

Um die Gesichter, Überzeugungen, Farben und Nuancen des Bundespräsidenten schildern zu können, haben die Herausgeber zahlreiche Persönlichkeiten gebeten – Freunde, Gegner, alte Regimentskameraden, ehemalige Mitarbeiter, Theologen und frühere Kommilitonen -, jenen Mann zu beschreiben, der dieses Land als Staatsoberhaupt repräsentiert. Subjektive Erwägungen, biographische Skizzen und individuelle Erfahrungen helfen, den Konstitutionsprozess Richard von Weizsäckers – mit seinen vielschichtigen Komponenten – dokumentarisch anzudeuten. Dieses Buch ist mehr als eine Biografie. Es bietet ein Stück erlebter und erzählter deutscher Zeitgeschichte.

Der Film

Miterlebt – Richard von Weizsäcker – Präsident aller Deutschen

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
Frankfurt/M, Berlin, Wien 1983

Was von Hitler blieb. 50 Jahre nach der Machtergreifung

Inhalt

Fünfzig Jahre nach der Machtergreifung durch die Nazis: Was ist nach einem halben Jahrhundert geblieben? Die Autoren legen eine Bestandsaufnahme zum Thema Rechtsradikalismus vor. Dabei werden historische Verläufe nachgezeichnet. Die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen zu Beginn des Dritten Reichs dient jedoch nicht nur der Erinnerung, sie stellt eine Beziehung zur Gegenwart her, ermöglicht eine kritisch-analytische Beschäftigung mit den rechtsradikalen und neofaschistischen Tendenzen unserer Zeit.

Das Buch zeigt, wo und in welcher Weise Hitler und der Geist des Nationalsozialismus noch heute wirksam sind. Die Auseinandersetzung mit diesen Tatsachen ist ein wichtiger Schritt, der Gefahr von rechts wirkungsvoll zu begegnen.

Details

Heribert Schwan / Werner Filmer
Oldenburg, Hamburg, München 1982

Was heißt für mich Frieden. Auch ein deutsches Lesebuch

Inhalt

Politiker aus Bund, Ländern und Städten, Vertreter der Friedensbewegung, prominente Theologen und Schriftsteller – auch aus der DDR -, Bundeswehrsoldaten und Kriegsdienstverweigerer, Männer und Frauen ohne irgendeinen Bekanntheitsgrad, aber engagiert für den Frieden, haben hier beschrieben, was für sie Frieden heißt, was sie ganz persönlich für den Frieden tun können oder was sie über die vielen gängigen Schlagworte denken, die seit längerem die Friedensdiskussion begleiten.

Ein deutsches Lesebuch, das zum Nachdenken anregen und Diskussionen provozieren soll.