06. Nov. 2014

Schwans Antwort auf Kohls Diffamierungen

Stellungnahme von Heribert Schwan

"Zum Vorwurf des angeblich 'unglaublichen Rechtsbruchs' und vermeintlichen 'Diebstahls geistigen Eigentums' möchte ich daran erinnern, dass das Landgericht Köln bekanntlich den Antrag Helmut Kohls auf Komplettverbot des Buchs 'Vermächtnis – Die Kohl-Protokolle' zurückgewiesen hat. Auf dringende Empfehlung des daraufhin befassten Oberlandesgerichts Köln haben die Kohl-Anwälte den Verbotsantrag dann selbst zurückgenommen. Der darauffolgende neue Antrag der weiterhin fieberhaft an einem Verbot arbeitenden Kohl-Juristen, dieses Mal auf Untersagung von bloßen Teilpassagen, landete dann auf für mich wundersame Weise bei einer anderen Kammer desselben Gerichts. Auch dort gab es übrigens nicht das ersehnte Verbot, sondern bloß eine Vertagung der Entscheidung auf Mitte November. Der Buchverkauf ist und bleibt davon völlig unberührt. Das spricht für sich und widerlegt den behaupteten Rechtsverstoß eindrücklich.

Offenbar in Zusammenhang mit meinem Buch von 'Lügen' zu sprechen, wie der Titel des aktuellen stern suggeriert, ist hingegen schlicht dreist: Der Kohl-Anwalt Hermes selbst musste jüngst vor Gericht zugestehen, dass er keines der Zitate in 'Vermächtnis' bestreiten könne.

"Nehme die Diffamierung nicht übel"

Dieses bei aller bisher eklatanten Erfolglosigkeit zunehmend verbissen wirkende juristische Vorgehen gegen das Buch spricht für mich nicht dafür, dass Kohl mein Buch oder meine Person 'egal' sei. Ganz im Gegenteil, vielmehr scheint irgendetwas an dem Buch einen Nerv zu treffen und tatsächlich 'wichtig' zu sein, und dies nicht nur ihm und den darüber regelmäßig berichtenden Journalisten, sondern auch und vor allem den Lesern. Wohl nicht ohne Grund hat sich unser Buch in der Zwischenzeit knapp 200.000 Mal verkauft.

Vielleicht aber stört sich der Altkanzler auch nicht nur an der Erfolglosigkeit der Bemühungen seiner Anwälte, das Buch von Tilman Jens und mir zu verhindern, sondern auch am bisher allem Anschein nach eher bescheidenen Leserinteresse an seinen beiden eigenen aktuellen Buchveröffentlichungen. Vielleicht erklärt er mich auch deshalb kurzerhand für 'verrückt'. Diese persönliche Diffamierung und Herabwürdigung nehme ich ihm trotz deren Justizibialität aber nicht wirklich übel. Wer mich, wie er, gut kennt, weiß, dass ich geistig durchaus auf der Höhe, also alles andere als 'verrückt' bin und mich in gewisser Weise an der Reaktion des Altkanzlers sogar freue. Denn wenn Kohl sich derart massiv echauffiert, dann scheint es ihm gut zu gehen. Und wer unser Buch gelesen hat, der weiß, dass Kohl nur diejenigen mit wüsten Beschimpfungen 'würdigt', die ihm einmal wichtig waren oder sogar immer noch sind."