Die Anwälte des Altkanzlers gehen nun doch weiter juristisch gegen das Buch des früheren Kohl-Biografen Heribert Schwan vor.
Sie haben Antrag auf Unterlassung von 115 Zitaten gestellt.
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) geht doch weiter juristisch gegen das Buch des Journalisten Heribert Schwan vor. Nachdem Kohl zunächst eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Köln zurückgezogen hatte, kündigten seine Anwälte am Wochenende an, gegen einzelne Zitate in dem Buch vorzugehen. „Wir haben Antrag auf Unterlassung von 115 Zitaten aus dem Buch gestellt“, sagte der Anwalt Thomas Hermes von der Kanzlei Holthoff-Pförtner der Zeitschrift „Focus“.
Kohls früherer Biograf Schwan zitiert in dem Buch „Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle“ den Altkanzler mit drastischen Äußerungen über frühere Weggefährten, darunter die von ihm 1991 in sein Kabinett berufene heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Kohl beantragte gegen die Verbreitung des Buchs der Autoren Schwan und Tilman Jens beim Kölner Landgericht eine einstweilige Anordnung, scheiterte damit jedoch. Gegen die Entscheidung des Landgerichts legte Kohl beim Oberlandesgericht Köln Beschwerde ein, zog diese nach Angaben des Gerichts später aber zurück, nachdem der zuständige Senat den Streitparteien rechtliche Hinweise erteilt hatte.
Kohl streitet mit Schwan auch seit Längerem über Tonbandaufzeichnungen aus den Jahren 2001 und 2002. Das Landgericht Köln wies zuletzt einen Antrag zurück, mit dem der Altkanzler seinem früheren Biografen die Verbreitung und Verwertung der Aufzeichnungen aus den Jahren 2001 und 2002 verbieten wollte. Schwan hatte auf den Bändern insgesamt 630 Stunden Gespräche aufgezeichnet, die er mit Kohl in dessen Haus in Oggersheim geführt hatte. Mit einer Klage auf Herausgabe der Bänder hatte sich Kohl zuletzt in zwei Instanzen durchgesetzt.
Die Tonbandaufzeichnungen hatten Schwan zur Abfassung von drei Bänden der Kohl-Memoiren gedient. Nach seinem schweren Treppensturz 2008 musste Kohl die Arbeit mit Schwan an der Biografie unterbrechen. Im März 2009 kündigte der Altkanzler schließlich die Zusammenarbeit mit dem Journalisten auf, nachdem es zu einem Zerwürfnis zwischen beiden gekommen war.