Dokumentation
ARD 1980
Juni 1980
Farbe
60 Min
Buchhinweis:
Der vergessene Krieg – Korea 1950–1953
von Rolf Steininger
Erschienen im OLZOG Verlag
ISBN: 978-3-7892-8312-3
www.olzog.de
Sechs Tage nach Beginn des kommunistischen Überfalls waren amerikanische Luftwaffe, Marine und Bodentruppen in Korea im Einsatz. Truman wollte keinen Krieg, aber nun war er da, die Kommunisten hatten ihn provoziert. Für Acheson war man an einem „Wendepunkt der Geschichte“ angekommen, für Truman war Korea „das Griechenland des Fernen Ostens“. Man musste entschlossen handeln.
Was als „Polizeiaktion“ der UNO begann, dauerte drei Jahre und forderte furchtbare Opfer.: Dreieinhalb Millionen Koreaner und eine Million Chinesen verloren ihr Leben,; fast drei Millionen Amerikaner taten Dienst in Korea, 36.914 von ihnen wurden getötet, über 100.000 verwundet. Darüber hinaus gab es Millionen Flüchtlinge, vier Fünftel der Industrieanlagen und zwei Drittel aller Wohnungen wurden zerstört. Das Land selbst, das 1948 als Opfer des kalten Krieges geteilt worden war, ist bis heute geteilt. Der Norden entwickelte sich zu einer kommunistischen Diktatur der besonderen Art, international vollkommen isoliert, mit einer Million Soldaten und einem Atomprogramm, das die Welt schon seit langer Zeit beunruhigt- während seine Bewohner (ver)hungern. Der Süden ist dagegen zu einem führenden Industriestaat aufgestiegen.
Es war ein Krieg, der drei Jahre lang die Welt bewegte und weitreichende Folgen für den Kalten Krieg insgesamt hatte. War der Kalte Krieg mit der Gründung der NATO 1949 gewissermaßen institutionalisiert worden, so wurde jetzt organisiert. Er erhielt jetzt eine Struktur, die im Prinzip bis an sein Ende, dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, bestand. Der Koreakrieg war sozusagen die „formative Phase“ dieses Krieges.
Im geteilten Deutschland wurden 1950 die Ereignisse in Korea wie ein Schock empfunden. Presse und Rundfunk sahen eine deutliche Parallele zwischen dem Schicksal Koreas und der Lage in Deutschland. Bonn sprach von einem „Probefall“ für einen Angriff auf die Bundesrepublik, die SED für einen Angriff auf die DDR. Damals fielen Grundsatzentscheidungen der Westalliierten mit Blick auf die Bundesrepublik. In erster Linie ging es um die Wiederbewaffnung. Ohne den Koreakrieg wäre diese Entscheidung keinesfalls bereits im Dezember 1950 gefallen. So war dieser Krieg, wenn schon nicht der „Vater“, so doch zumindest der „Geburtshelfer“ der Bundeswehr. Unabhängig davon verhalf der Konflikt der westdeutschen Industrie zu einem Boom und förderte das, was später als „Wirtschaftswunder“ gerühmt wurde.
Im Jahre 1980 hat Prof. Dr. Rolf Steininger mit seinem Kollegen Dr. Heribert Schwan vom Westdeutschen Rundfunk im Zuge einer größeren Fernsehproduktion in den U.S.A. Farbmaterial der US-Airforce über den Koreakrieg gefunden. Sie haben daraus eine Dokumentation produziert, die am 19.Juni 1980 um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und sehr positiv beurteilt wurde. Erstmals wurde da der globale Aspekt des Krieges und seine Auswirkungen auf die Bundesrepublik dargestellt, was auch im Titel zum Ausdruck kam: „Drei Jahre, die die Welt bewegten. Koreakrieg und deutsche Wiederbewaffnung.“ Dagegen beschränken sich selbst die neueren US-Dokumentationen immer noch weitgehend auf die militärischen Aktionen in Korea. Aus Copyright-Gründen bei einer Filmsequenz konnte diese Dokumentation in den folgendenJahren nicht wiederholt werden, was letzlich allerdings nur positiv war. Sie wurde dann nämlich zum 50.Jahrestag des Waffenstillstandes 2003 wieder ausgestrahlt, zu einem Zeitpunkt, an dem Fragen, die wir 1980 gestellt hatten, inzwischen klare Antworten gegeben werden konnten.
So hatten wir z.B. 1980 zum Ausbruch des Koreakrieges noch gefragt: „Wer trägt die Schuld?
Hat Nordkorea mit Rückendeckung Moskaus Südkorea überfallen, so wie es die Amerikaner und der Westen sehen, oder haben südkoreanische Truppen zuerst den Norden angegriffen, wie es die kommunistische Welt sieht? Fragen, auf die es bis heute keine schlüssigen Antworten gibt.“
Im Jahre 2003 gab es sie.