Beitrag auf FAZ.net
Altkanzler Kohl hat erfolgreich gegen die Veröffentlichung von Zitaten aus Gesprächen mit seinem ehemaligen Ghostwriter Heribert Schwan geklagt. Nun pocht er offenbar auf Schadenersatz.
Helmut Kohl fordert einem Bericht von Spiegel Online zufolge Schadenersatz von den Autoren und dem Verlag des Buches „Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle“. Der ehemalige Ghostwriter Heribert Schwan hatte darin aus Gesprächen mit Kohl zitiert, die Grundlage für dessen Memoiren waren. Das Oberlandesgericht Köln hatte die Veröffentlichung der nicht freigegebenen Äußerungen des früheren Bundeskanzlers bereits im Mai dieses Jahres untersagt.
Nun fordern Kohls Anwälte in einer Klageerweiterung, aus der Spiegel Online zitiert, mindestens „fünf Millionen Euro nebst Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz seit Rechtshängigkeit“. Die Anwälte beziehen sich in ihrer Klage demnach auf den „entstandenen immateriellen Schaden“ durch mehr als hundert Passagen des Buchs „Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle“. Diese hätten nicht nur „partei- und regierungsschädigende Auswirkungen“, sondern hätten auch das politische Lebenswerk Kohls sowie seine Freundschaft zu langjährigen Weggefährten beschädigt.
Ein Justitiar der Verlagsgruppe Random House, die dem Bericht zufolge gemeinsam mit den beiden Autoren Heribert Schwan und Tilman Jens verklagt wurde, nennt die geforderte Summe „nicht seriös“. Überrascht sei er dennoch nicht gewesen, schließlich habe Kohls Anwalt schon im Mai im Gerichtssaal angekündigt, dass es eine Millionenklage geben soll, wird der Justitiar zitiert.
Dem Urteil des Oberlandesgerichts Köln zufolge war die Veröffentlichung der Kohl-Zitate unrechtmäßig, weil zwischen Kohl und Schwan eine „stillschweigende Geheimhaltungsvereinbarung“ bestanden habe.
Die Äußerungen stammen aus Gesprächen, die Kohl vor mehr als zehn Jahren mit Schwan geführt hat. Auf der Grundlage dieser Gespräche schrieb der Journalist in Kohls Auftrag als Ghostwriter dessen Memoiren. Bevor der vierte und letzte Band erscheinen konnte, zerstritten sich die beiden. Schwan veröffentlichte daraufhin im vergangenen Jahr zusammen mit Jens das Buch „Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle“. Darin sagt Kohl zum Beispiel über Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie habe anfangs nicht mit Messer und Gabel essen können.