05. Nov 2014

Umstrittene Protokolle

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Kohl nennt seinen Biografen „verrückt“

In einem Zeitschriften-Interview bezeichnet der Altkanzler seinen ehemaligen Ghostwriter Heribert Schwan zudem als einen „Wichtigtuer“ und wirft ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor.

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Helmut Kohl mit seiner Ehefrau Maike Kohl-Richter an diesem Montag in Frankfurt bei der Vorstellung
seines Buches „Aus Sorge um Europa - Ein Appell“

Altkanzler Helmut Kohl hat seinen ehemaligen Biografen Heribert Schwan im Streit um die publizistische Verwertung von Gesprächen über sein politisches Leben persönlich angegriffen. Kohl sagte der Zeitschrift „Stern“ in einem gemeinsamen Gespräch mit seiner Ehefrau Maike Kohl-Richter, es sei sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe. Der sei „verrückt“. Kohl-Richter nannte Schwan demnach einen „Wichtigtuer“ und warf ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor.

Schwan hatte Kohl 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden in dessen Haus interviewt und die Gespräche auf Band aufgenommen. Sie dienten der Vorbereitung von Kohls Memoiren, von denen drei Bände erschienen - danach wurde die Zusammenarbeit beendet. Nun hat Schwan das Buch „Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle“ veröffentlicht und darin zum Teil unverblümt Kohls Kritik an politischen Weggefährten wiedergegeben.

Streit um «Kohlprotokolle»: Mündliche Verhandlung
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Heribert Schwan präsentiert Anfang Oktober das Buch „Vermächtnis.
Die Kohl-Protokolle“: Diebstahl geistigen Eigentums?

Kohl bestreitet, dass Schwan seine Aussagen hätte verwenden dürfen und verlangt, dass mehr als 100 Zitate in dem Buch gestrichen werden. In dem Rechtsstreit zwischen den beiden will das Landgericht Köln am 13. November eine Entscheidung verkünden. Kohl-Richter sagte, sie rechne in der ersten Instanz mit einem für sie positiven Ausgang.