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Die Witwe von Altkanzler Helmut Kohl, Maike Kohl-Richter, hat sich in einem Rechtsstreit zu ihrer Sicht auf die Verdienste ihres Mannes geäußert. „Helmut Kohl ist nur als lebendige natürliche Person verstorben, aber als absolute Person der Zeitgeschichte ist er unsterblich“, zitiert der „Spiegel“ aus Schriftsätzen von Kohl-Richters Anwalt.
Dem Bericht zufolge äußert sie sich darin auch zu Kohls Rolle bei der Friedlichen Revolution in der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands. Demnach warnte die Witwe davor, den Einfluss der ostdeutschen Demonstranten zu überschätzen. Diese seien Kohl lediglich „hilfreich“ gewesen.
Wer etwas anderes sage, suggeriere „den Menschen weltweit, dass Demokratie, Rechtsstaat und Wohlstand sich über die Revolution auf der Straße erkämpfen“ ließen, zitiert das Magazin aus den Schriftsätzen. Dem sei aber nicht so, das habe der „arabische Frühling“ bewiesen.
Weiter heißt es demnach darin, Kohl habe auch „entscheidenden Anteil“ daran, dass in osteuropäischen Staaten Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit „auf der Basis des christlich-abendländischen Menschenbildes“ Einzug hielten. Auch 20 Jahre nach Kohls Kanzlerschaft verbänden junge Europäer es heute „ganz wesentlich mit Helmut Kohl und seinem Lebenswerk“, dass sie in der EU reisen oder mit dem Euro bezahlen können.
Helmut Kohl war am 16. Juni im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim gestorben.
Was mit dem politischen Nachlass des Altkanzlers passiert, ist derweil weiter unklar. Am Freitag hatte der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, mitgeteilt, auch knapp acht Monate nach Kohls Tod keine Auskunft über mögliche amtliche Unterlagen in seinem Privathaus bekommen zu haben. „Wir haben noch keine Reaktion von der Witwe“, sagte er.
Er hatte Maike Kohl-Richter fünf Tage nach dem Tod ihres Mannes schriftlich die Hilfe seines Archivs angeboten. Dabei wies er darauf hin, dass „staatliches Schriftgut“ aus Kohls Amtszeit über das zunächst zuständige Kanzleramt an das Bundesarchiv zu leiten sei. Nun warte er ab, was das Kanzleramt unternehme, so Hollmann.
Maike Kohl-Richter hatte im Januar im „Stern“ betont, Kohl habe sie für sein Lebenswerk testamentarisch zur Alleinerbin und Ansprechpartnerin erklärt. Ihm sei es wichtig gewesen, „dass der Nachlass zusammenbleibt und seriös zugänglich ist“. Dazu führe sie Gespräche, aber die Entscheidung etwa über eine Helmut-Kohl-Stiftung müsse in Ruhe getroffen werden.
Kohls Sohn Walter hatte eine Stiftung an einem neutralen staatlichen Ort wie dem Bundesarchiv angeregt. So solle sie unabhängig von jeglichem Einfluss der zerrissenen Familie sein.