SPIEGEL ONLINE
Juristischer Erfolg für Altkanzler Helmut Kohl: Das Landgericht Köln hat seinem Ghostwriter die Veröffentlichung umstrittener Zitate untersagt.
Köln - Altkanzler Helmut Kohl (CDU) hat im Rechtsstreit mit seinem Ex-Biografen Heribert Schwan um die Verwendung von Zitaten einen Erfolg errungen. Das Kölner Landgericht untersagte in einem am Donnerstag verkündeten Urteil die Verbreitung zahlreicher Äußerungen des früheren Bundeskanzlers, die in dem Buch "Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle" veröffentlicht wurden. Es folgte damit in weiten Teilen den Anträgen auf einstweilige Verfügungen.
Die Anträge richteten sich gegen Schwan sowie gegen seinen Mitautoren Tilman Jens und die Verlagsgruppe Random House. Das Gericht untersagte in allen Fällen die Verwendung eines Großteils der strittigen Zitate, machte aber zwischen Schwan auf der einen sowie Jens und der Verlagsgruppe auf der anderen Seite leichte Unterschiede, was den Umfang der Zitate betrifft.Kohls Ex-Biograf Schwan warf das Gericht vor allem vor, eine Verpflichtung zu Verschwiegenheit und Vertraulichkeit nicht gewahrt zu haben. Kohl wollte insgesamt 115 Zitate verbieten lassen.
"Dieser Mann ist mir völlig egal"
Schwan hatte 2001 und 2002 Mitschnitte und Protokolle von Gesprächen mit Kohl angefertigt, die zur Verfassung der Memoiren des Altkanzlers dienen sollten. Im März 2009 kündigte Kohl die Zusammenarbeit mit dem Journalisten auf. In dem Buch "Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle" wird er mit drastischen Äußerungen über frühere Weggefährten zitiert, darunter Angela Merkel (CDU).
Über die heutige Bundeskanzlerin sagte Kohl demnach: "Frau Merkel konnte ja nicht richtig mit Messer und Gabel essen." Und im Gespräch über den damaligen niedersächsischen CDU-Chef Christian Wulff sagte er: "Das ist ein ganz großer Verräter. Gleichzeitig ist er auch eine Null."
Kohl hat sich nach einem Sturz vor sechseinhalb Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Zu seinem Ex-Ghostwriter fand er zuletzt jedoch deutlich Worte in einem "Stern"-Interview: Schwan sei "verrückt", sagte Kohl - fügte aber zugleich an: "Dieser Mann ist mir völlig egal."
vme/mxw/AFP/dpa