Altkanzler auf Frankfurter Buchmesse
"Beim Honorar gab es dann doch große Unterschiede"
Kohl wird immer unverständlicher
Selbe Halle, eine Stunde später: Der Droemer-Verlagsleiter beendet sein Grußwort, nun wird Kohl ein Mikrofon hingehalten. Kohl strengt sich an, manche Worte gelingen ihm, viele andere stürzen ihm in der zweiten Silbe ab. "Unser Verleger hat zu meinem ersten Buch gesprochen, und ich kann nur sagen, ich hoffe, es werden viele dieses Buch lesen, denn es enthält die Wahrheit. Wie es wirklich war." Manchmal klingt er wie früher, wie der Kanzler aus der Pfalz, aber es wird immer unverständlicher. "Wenn die Deutschen ... Europas Zukunft ... leisten und können ..." Ein Sicherheitsmann verzieht das Gesicht, eine Zuschauerin sagt: "Er tut mir leid."
Trotzdem: Helmut Kohl zeigt, dass er noch klar denken kann und für sein großes Thema brennt: Europas Einheit. Er spricht davon, dass im November ein Essay von ihm erscheinen wird. "Aus Sorge um Europa", heißt der Appell auf 120 Seiten.
Kohl beendet seine kurze Rede, dann schaltet sich Maike Kohl-Richter ein. Das Mikrofon Kohls ist sensibel, und so hören alle, was seine Frau ihm sagt: "Jetzt musst du noch mal sagen, dass sie es lesen sollen." Kohl gehorcht und nuschelt einen Satz, der tollpatschig wirkt. Es ist ein unwürdiges Ende eines sonst würdigen Auftritts.