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Altkanzler Kohl vertritt in Interviews weiterhin klare Positionen: Sein Ex-Biograf sei verrückt, sagt er. Der angegriffene Schwan hält diese Aussagen für "justiziabel", zeigt sich aber milde. Glücklich ist Kohl aber mit seiner Frau Maike. Die sagt: "Ich würde alles wieder tun."
Altkanzler Helmut Kohl hat seinen ehemaligen Biografen Heribert Schwan im Streit um die publizistische Verwertung von Gesprächen über sein politisches Leben persönlich angegriffen. Kohl sagte dem "Stern" in einem gemeinsamen Gespräch mit seiner Frau Maike Kohl-Richter, es sei sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe. Der sei "verrückt".
Schwan wies Kohls Vorwürfe erneut zurück. "Vielleicht erklärt er mich auch aufgrund der Erfolglosigkeit der bisherigen Bemühungen seiner Anwälte kurzerhand für 'verrückt'", teilte Schwan mit. "Diese persönliche Diffamierung und Herabwürdigung nehme ich ihm trotz deren Justizibialität aber nicht wirklich übel." In gewisser Weise freue er sich sogar darüber. "Denn wenn Kohl sich derart massiv echauffiert, dann scheint es ihm gut zu gehen. Und wer unser Buch gelesen hat, der weiß, dass Kohl nur diejenigen mit wüsten Beschimpfungen 'würdigt', die ihm einmal wichtig waren oder sogar immer noch sind."
Kohl-Richter nannte Schwan demnach einen "Wichtigtuer" und warf ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor. Schwan hatte Kohl 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden in dessen Haus interviewt und die Gespräche auf Band aufgenommen. Sie dienten der Vorbereitung von Kohls Memoiren, von denen drei Bände erschienen - danach wurde die Zusammenarbeit beendet. Nun hat Schwan das Buch "Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle" veröffentlicht und darin zum Teil unverblümt Kohls Kritik an politischen Weggefährten wiedergegeben.
Kohl bestreitet, dass Schwan seine Aussagen hätte verwenden dürfen und verlangt, dass mehr als 100 Zitate in dem Buch gestrichen werden. In dem Rechtsstreit zwischen den beiden will das Landgericht Köln am 13. November eine Entscheidung verkünden. Kohl-Richter sagte, sie rechne in der ersten Instanz mit einem für sie positiven Ausgang.
Lobende Worte fand Kohl in dem "Stern"-Gespräch über den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban: "Er ist ein großer Europäer, er denkt und handelt europäisch." Orban und seine rechtskonservative Regierung nutzten ihre Macht bisher auch dafür, repressive Mediengesetze durchzusetzen, verfassungsmäßige Kontrollinstanzen auszuschalten und die Wahlordnungen an eigene Bedürfnisse anzupassen.
Privat läuft es für Helmut Kohl offenbar blendend. "Ganz eindeutig. Ich bin glücklich", sagte der Altkanzler. Seine zweite Frau habe ihm viel geschenkt. "Eine schöne Ehe." Die 1964 geborene Maike Kohl-Richter sagte, ihre Ehe sei ein Ausdruck von Liebe und tiefer Verbundenheit. Das Paar ist seit dem 8. Mai 2008 verheiratet. Kohl sitzt seit einem Sturz vor sechseinhalb Jahren im Rollstuhl und kann nur mühsam sprechen. Seine Frau sagte, sie liebe Kohl sehr. "Ich würde das alles wieder tun."
Seine Beziehung zu seinen zwei Söhnen Peter und Walter beschreibt Helmut Kohl im "Stern"-Gespräch als schlecht. "Wir haben kein gutes Verhältnis." Er wolle seine Söhne auch nicht sehen. Kohl-Richter wehrt sich in dem Gespräch gegen Vorwürfe, sie zerre ihren Mann an die Öffentlichkeit. "Unser Leben ist nicht so negativ, wie die öffentliche Darstellung über uns ist."
Es sei schwer für sie gewesen, in das Haus zu ziehen, in dem Kohl mit seiner ersten Frau Hannelore gewohnt habe. Hannelore Kohl nahm sich dort 2001 das Leben. "Es bleibt das alte Haus, das alte Gemäuer. Die Geschichte bleibt die alte Geschichte. Das darf man nicht dramatisieren, aber es ist natürlich nicht meins", sagte Kohl-Richter. Das Haus in Ludwigshafen-Oggersheim sei aber für sie beide "der einzige Weg" gewesen, zusammenzubleiben und es sei für ihren Mann "die einzige Chance, gesund zu werden".
Quelle: n-tv.de , rpe/dpa