05. Nov 2014

Streit mit Schwan

DIE WELTPOLITIK

Kohl nennt seinen früheren Biografen "verrückt"

Helmut Kohl greift seinen Ex-Biografen Heribert Schwan persönlich an. Positiv äußert sich der Altkanzler hingegen über Ungarns Regierungschef Viktor Orbán: "Er ist ein großer Europäer."

Altkanzler Helmut Kohl hat seinen ehemaligen Biografen Heribert Schwan im Streit über die publizistische Verwertung von Gesprächen über sein politisches Leben persönlich angegriffen. Kohl sagte dem "Stern" in einem Gespräch, dass das Magazin mit dem Altkanzler sowie dessen Frau Maike Kohl-Richter führte: Es sei sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe. Der sei "verrückt".

Kohl-Richter nannte Schwan demnach einen "Wichtigtuer" und warf ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor. Schwan hatte Kohl 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden in dessen Haus interviewt und die Gespräche auf Band aufgenommen. Sie dienten der Vorbereitung von Kohls Memoiren, von denen drei Bände erschienen – danach wurde die Zusammenarbeit beendet.

Nun hat Schwan das Buch "Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle" veröffentlicht und darin zum Teil unverblümt Kohls Kritik an politischen Weggefährten wiedergegeben.

Großes Lob für Viktor Orbán

Kohl bestreitet, dass Schwan seine Aussagen hätte verwenden dürfen. Er verlangt, dass mehr als 100 Zitate in dem Buch gestrichen werden. In dem Rechtsstreit zwischen den beiden will das Landgericht Köln am 13. November eine Entscheidung verkünden. Kohl-Richter sagte, sie rechne in der ersten Instanz mit einem für sie positiven Ausgang.

Lobende Worte fand Kohl in dem Gespräch über den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán: "Er ist ein großer Europäer, er denkt und handelt europäisch." Orbán und seine rechtskonservative Regierung nutzen ihre Macht bisher auch dafür, repressive Mediengesetze durchzusetzen, verfassungsmäßige Kontrollinstanzen auszuschalten und die Wahlordnungen an eigene Bedürfnisse anzupassen.

dpa/jw