05. Nov 2014

"Dieser Mann ist mir völlig egal"

FOCUS

„Wichtigtuer“, „verrückt“: So schießen Kohl und seine Frau gegen Ex-Biografen

Seit Monaten tobt der Kampf zwischen Helmut Kohl und seinem ehemaligen Biografen Heribert Schwan. Der Autor hatte zuletzt ohne Kohls Zustimmung ein Buch mit Aussagen des Altkanzlers veröffentlicht. Nun äußern sich der Politiker und dessen Frau erstmals dazu. Sie lassen kein gutes Haar an dem Journalisten.

Der Disput zwischen Helmut Kohl und dessen ehemaligem Ghostwriter Heribert Schwan geht in die nächste Runde. Im Magazin„stern“haben Kohl und seine Frau Maike Kohl-Richter Schwan scharf angegriffen. Helmut Kohl bezeichnet den Journalisten als „verrückt“, seine Frau sagt, Schwan sei ein „Wichtigtuer“.

Der Altkanzler behauptet, was Schwan über ihn schreibe, interessiere ihn nicht. „Dieser Mann ist mir völlig egal.“ Dennoch sei es sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe.

Der Streit geht vor Gericht

Schwan, einst Kohls Ghostwriter, hatte den Altkanzler 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden lang in dessen Haus interviewt und die Gespräche auf Band aufgenommen. Sie dienten der Vorbereitung von Kohls Memoiren, von denen drei Bände erschienen - danach wurde die Zusammenarbeit beendet.

Etliche der zum Teil unverblümten Äußerungen Kohls finden sich jetzt gegen dessen Willen in dem Buch "Kohl-Protokolle", von dem der Verlag bereits mehr als 180.000 Exemplare ausgeliefert hat. Auf dem Gerichtsweg will Kohl nun erreichen, dass Schwan, dessen Mitautor Tilman Jens und der Random House Verlagsgruppe die Nutzung von insgesamt 115 Zitaten untersagt wird.

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dpa                Autor Heribert Schwan bei der Präsentation seiner "Kohl-Protokolle"

„Unglaublicher Rechtsbruch"

Maike Kohl-Richter wirft Schwan daher im „stern“ einen „unglaublichen Rechtsbruch“ vor. Es handele sich hierbei vor allem um „Diebstahl geistigen Eigentums. Hier hat sich ein Mensch auf das Vermächtnis von Helmut Kohl gesetzt und sich auch noch als sein Interpret bezeichnet, der dazu nicht berechtigt ist.“

Kohl-Richter sagt, sie rechne in der ersten Instanz des Gerichtsverfahrens vor dem Landgericht Köln mit einem für sie positiven Ausgang. „Nach allem, was wir von unseren Anwälten hören, wird das für uns positiv ausfallen.“

 Richter-Kohl wird Alleinerbin des historischen Nachlasses

Maike Kohl-Richter bestätigt darüber hinaus dem „stern“, dass ihr Mann sie testamentarisch als Alleinerbin seines historischen Nachlasses eingesetzt habe. Zu Befürchtungen, sie beanspruche damit auch „Deutungshoheit“ sagte sie: „Ich tue mich schon mit dem Begriff Deutungshoheit schwer. Was soll das eigentlich heißen? Mir geht es darum, dass ich eine Sicht der Dinge habe und haben darf.