03. Apr 2020

Lesetipp: Helmut Kohls Grab an einem europäischen Versöhnungsort

Beitrag aus der Ludwigshafener Rheinpfalz 

Ein ganz persönlicher Ort des Gedenkens für Helmut Kohl existiert bereits: seine Grabstätte in Speyer. Im Adenauerpark liegt der Altkanzler begraben – die Entscheidung für die Domstadt traf Helmut Kohl bereits zu Lebzeiten gemeinsam mit seiner Frau Maike Kohl-Richter. In einem neu erschienenen 44-seitigen Kunstführer des Allgäuer Verlags Josef Fink spricht die Witwe von einer „Entscheidung für die Ewigkeit“ – das Grab „muss in gewisser Weise Denkmalcharakter haben“.
An dem Führer „Speyer, Helmut Kohl, St. Bernhard und der Adenauerpark“ hat Kohl-Richter „wohlwollend mit Hinweisen“ mitgewirkt, wie der Verlag mitteilt. Ein Foto des Paares in dem mit 38 Abbildungen illustrierten Büchlein hat sie zur Verfügung gestellt. Die Autoren Markus Lothar Lamm und Lenelotte Möller legen ein Werk vor, das erklärt, warum Speyer und sein Dom, aber auch die Kirche St. Bernhard symbolisieren, wofür auch das Leben des Altkanzlers steht.

Wo Europa spürbar wird
Kohl nannte den Kaiserdom einen Ort, „an dem Europa spürbar wird“. Für den gläubigen Katholiken bedeutete das nicht nur das Zusammentreffen deutscher und französischer Geschichte am Rhein. Für ihn waren Europa und das Christentum untrennbar miteinander verwoben.Daher lud er zahlreiche Staatsgäste nicht nur zum Gespräch in seinen Ludwigshafener Bungalow und führte sie in Deidesheim zum Saumagenessen. Er brachte sie auch nach Speyer: Sowjetführer Michail Gorbatschow, Papst Johannes Paul II., US-Präsident George Bush, Premierministerin Margret Thatcher, um nur einige zu nennen.
Die Kirche St. Bernhard entstand 1953/54 ausdrücklich als deutschfranzösisches Versöhnungsprojekt. Die Katholiken in den Bistümern Metz und Straßburg spendeten die Hälfte des Baupreises von 300.000 DMark – übergeben übrigens in bar. Bundeskanzler Konrad Adenauer, der französische Außenminister Robert Schuman und der damalige Mainzer Ministerpräsident Peter Altmaierwaren sozusagen Taufpaten der Kirche. Sie ist benannt nach dem Heiligen Bernhard von Clairvaux, der zu Weihnachten im Jahr 1146 in Speyerweilte und dabei Staufer-König Konrad III. überzeugte, sich am nächsten Kreuzzug zu beteiligen.
Als Brüder baue man diese Kirche, sagte Robert Schuman über die Friedenskirche St. Bernhard. Sandsteine aus der alten Landauer Festung sind in dem Gotteshaus verbaut, das sich auf dem Alten Friedhof befindet,welcher 1881 aufgegeben und 1958 zum Park wurde. Seit 1967 heißt er in Gedenken an den ersten Bundeskanzler Adenauerpark. Die Historie dieser Orte beschreibt der Führer in sachlichem Ton, fakten gespickt.
Sie war Helmut Kohl eine Herzenssache. Dass der Große Zapfenstreich zu seinen Ehren zum Ende seiner Kanzlerschaft im Schatten des Doms stattfand, ist nur einer von vielen Berührungspunkten im Laufe seines Lebens. Zum ersten Mal besuchte er den Dom als Achtjähriger mit seiner Mutter.

LESEZEICHEN
ISBN 978-3-95976-246-5, 5 Euro