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Helmut Kohls umstrittene Zitate sind ein Dokument der Zeitgeschichte. Dass Richter sie sperren wollen, hat mit Mitgefühl zu tun, nicht mit Rechtsgefühl. Ein Kommentar
Merkel kann nicht mit Messer und Gabel essen, Wulff, die Null, Thierse, ein Volkshochschulhirn. Der große Helmut Kohl, gekränkt und entehrt, legte ordentlich los in seinem Oggersheimer Keller, und ein hintersinniger Journalist, bedienstet als Memoirenschreiber, hielt ihm das Mikrofon hin, um das fahrlässige Gerede Jahre später unters Volk zu bringen. Nun wirft die Justiz dem Autor vor, den Politiker ein weiteres Mal verraten zu haben, wie alle anderen, von denen Kohl sich in seiner CDU umstellt gesehen hatte: überall Verrat. Keine Frage, die umkämpften Zitate sind ein Dokument der Zeitgeschichte. Sie sagen weniger über die Geschmähten als über die Lichtgestalt der deutschen Einheit, die eben auch entsprechend gewaltige Schatten warf. Damit hätte sich ein Staatsmann Kohl’schen Formats arrangieren müssen. Schließlich war ihm damals egal, was mit seinen Aufzeichnungen geschah, Vorkehrungen gegen Missbrauch traf er nicht. Da ist es mehr Mit- als Rechtsgefühl, wenn sich die Justiz jetzt auf seine Seite schlägt, ganz so, als gäbe es etwas gutzumachen. Natürlich ist der Biograf ein Verräter, aber ohne Verrat gäbe es weder Geschichte noch Geschichten.