HOLZKREUZ, ZAUN, VIDEOÜBERWACHUNG
Beitrag vom SWR
Fünf Jahre ist es bald her, dass Ex-Kanzler Kohl gestorben ist. Die Diskussionen um ihn dauern an. Das betrifft nicht nur sein Leben, sondern auch sein Grab in Speyer.
Ein Wegweiser führt zu Kohls Grab neben der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer. Die Tourist-Info der Stadt hat ihn 2018 anbringen lassen, weil es auch fast anderthalb Jahre nach der Beisetzung noch Touristen gab, die das Grab des Altkanzlers nicht gefunden haben. Inzwischen ist etwas ruhiger geworden, zumindest was den Publikumsverkehr anbelangt.
Die Diskussionen um die Grabstelle sind in den letzten Jahren aber nie ganz verstummt: Die einen verstehen nicht, was eine Videoüberwachung auf einem Friedhof zu suchen hat, andere stören sich am Zaun, und wieder andere finden ein schlichtes Holzkreuz unangemessen für das Grab des Altkanzlers. Unter den Kritikern sind auch prominente Stimmen.
Ja, er besuche das Grab seines Vaters regelmäßig, sagt Helmut Kohls Sohn Walter im Interview mit dem SWR. Dennoch empfindet er das Grab "als einen Fremdkörper, einen Umdeutungsversuch historischer Tatsachen".
Die Familie Kohl sei weder in die Wahl des Ortes noch in die Gestaltung des Grabes eingebunden gewesen, das habe Helmut Kohls zweite Frau, Maike Kohl-Richter, im Alleingang entschieden. Dabei sei immer geplant gewesen, dass Helmut Kohl neben seiner ersten Frau Hannelore beigesetzt wird.
Sein Vater selbst habe nach dem Tod von Hannelore Kohl den Grabstein ausgesucht und darauf auch einen Platz für seinen Namen bestimmt, so Walter Kohl: "Ich würde mir wünschen, dass er ins richtige Grab umgebettet wird. Mindestens sollte aber das Domkapitel aktiv werden, den Zaun entfernen und die Videoüberwachung einstellen lassen". Ein eingezäuntes Grab für einen Staatsmann, dessen Wirken auf die Überwindung von Mauern ausgerichtet gewesen sei, das sei instinktlos.
Bernhard Vogel hat Helmut Kohl 1976 als Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz beerbt, blieb sein Freund und Weggefährte. Heute ist er Mitglied des Kuratoriums der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung. Auch er besucht das Grab des Altkanzlers regelmäßig: "Besucher von außen äußern immer mal wieder den Wunsch das Grab zu besuchen und ich führe sie dorthin. Es ist gut, dass das Grab inzwischen eine Umrandung bekommen hat und es ist gut gepflegt". Er bedaure einzig, dass noch immer ein Holzkreuz auf dem Grab steht. Aber das sei Sache von Maike Kohl-Richter.
Das Bistum Speyer wiegelt Anfragen zum Thema ab: Dafür sei es nicht zuständig. Das Grab von Helmut Kohl befinde sich zwar auf einer Fläche des Domkapitels, die Nutzungsrechte dafür liegen aber bei der Stadt. Dass das Grab eingezäunt ist und durch eine Videokamera überwacht wird, sei allein auf die Initiative von Maike Kohl-Richter zurückzuführen. Das Bistum Speyer will die Angelegenheit darüber hinaus nicht weiter kommentieren, so ein Sprecher.
Die Stadt Speyer teilt dazu schriftlich mit, dass mit Maike Kohl-Richter vereinbart worden ist, dass sie der Stadt einen Entwurf zur Grabgestaltung vorlegt. Diesen Entwurf wollte die Stadt dann mit dem Domkapitel abstimmen. Bislang sei bei der Verwaltung aber nichts dergleichen eingegangen.
"Beschwerden über Gestaltung oder Aussehen des Grabes liegen nicht vor, was sicherlich auch darin begründet ist, dass sich das Grab trotz allem in einem sehr gepflegten Allgemeinzustand befindet."
Stadt Speyer
Was die umstrittene Video-Überwachung des Grabes betrifft: Die Stadt hat nach eigenen Angaben eine Vereinbarung mit Maike Kohl-Richter, dass die Kamera vorläufig geduldet wird, solange kein öffentlicher Raum gefilmt wird. Alles Weitere möge man mit ihr klären.
Der SWR hat auch Maike Kohl-Richter kontaktiert und wollte wissen, welche Pläne sie für das Grab hat. Sie antwortet freundlich, aber bestimmt: Sie möchte sich im Moment dazu nicht äußern. Die Zeit sei noch nicht reif, der Zeitpunkt komme aber sicher.